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Deutschlands verlorene Strom-Milliarden: Warum Windkraft abgeschaltet wird, um Kohlekraftwerke hochzufahren

Es klingt absurd: Ein Teil der erneuerbaren Energie, die Deutschland produziert, verpufft. Die Milliardenkosten dafür tragen: die Verbraucher. Windparkbetreiber und Energiekonzerne verzweifeln in seltener Eintracht an dem Problem. Warum?
Es klingt absurd: Ein Teil der erneuerbaren Energie, die Deutschland produziert, verpufft. Die Milliardenkosten dafür tragen: die Verbraucher. Windparkbetreiber und Energiekonzerne verzweifeln in seltener Eintracht an dem Problem. Warum?

Wenn es nach Marcus Hartmund ginge, dürfte es schon ein bisschen mehr sein. „Wir haben allein im vergangenen Jahr 15 Prozent weniger Strom produziert, als möglich gewesen wäre“, sagt der Geschäftsführer des Windparks Medelby.

Damit hätte der Bürgerwindpark in Schleswig-Holstein zum Beispiel alle Schweriner Haushalte drei Monate lang mit Strom versorgen können. Oder alle in Berlin zwei Tage lang.

Doch stattdessen stehen die 27 Windräder bei Hartmund immer wieder still. Und 500 Kilometer südwestlich fährt Torsten Koch, Kraftwerksleiter der Steag, ein Steinkohlekraftwerk hoch, das seit Jahren nicht mehr in Betrieb sein sollte: Bergkamen A im Ruhrgebiet.

Ein Windpark im Norden steht still, ein veraltetes Kohlekraftwerk in Nordrhein-Westfalen fährt hoch. Zufrieden ist damit weder der eine noch der andere. Was absurd erscheint, ist nicht nur Alltag in Medelby und Bergkamen, sondern im gesamten deutschen Stromnetz – und kostet jedes Jahr Milliarden Euro.

Der Grund klingt paradox: zu viel Wind. Wie kommt es dazu?