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Wie die AfD in Brandenburg so stark geworden ist

Vor allem die CDU verliert an die Rechten. Unsere interaktive Analyse zeigt die Wählerwanderung in Brandenburg.
Vor allem die CDU verliert an die Rechten. Unsere interaktive Analyse zeigt die Wählerwanderung in Brandenburg.
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Die Wahlbeteiligung ist in Brandenburg von knapp 48 auf gut 60 Prozent gestiegen. Das hat sich laut Analyse der Daten von Infratest dimap im Auftrag der ARD auch auf die Wählerwanderung ausgewirkt: Einstige Nicht-Wähler sind zur besonders wichtigen Kraft geworden. Unsere interaktive Analyse zeigt, wer an wen am meisten verloren hat.

In Brandenburg gewannen nahezu alle Parteien Nichtwähler hinzu. Mit 115.000 konnte bei weitem die AfD am stärksten profitieren, gefolgt von der SPD mit 65.000. Die Wahlberechtigung gilt - anders als in Sachsen, wo am Sonntag ebenfalls gewählt wird - ab 16 Jahren.

Obwohl Flüchtlinge – das Kernthema der AfD – nur für 12 Prozent ein Problem darstellen, konnte die Partei von ihren Konkurrentinnen profitieren: Sie zog der CDU 29.000 Stimmen ab. Die SPD wiederum profitierte mit 30.000 vor allem von der Linken. Zu den Grünen wanderten einerseits 13.000 Wählerinnen und Wähler von der Linken und 17.000 von der SPD – aber andererseits auch 7.000 von der CDU.

Viele Bürgerinnen und Bürger fühlten sich offenbar zurückgesetzt: Der Aussage „Ostdeutsche sind Bürger zweiter Klasse“ stimmten laut Infratest dimap 77 Prozent der Befragten zu, bei Linke-Wählern waren es 70 Prozent. Doch nur sechs, respektive elf Prozent, meinen, dass sich die Lebensumstände verschlechtert haben – unter den AfD-Wählern ist fast ein Viertel dieser Auffassung. Thematisch war den Menschen vor allem Soziale Sicherheit – für die laut den Befragten am ehesten SPD und Linke sorgen – und die Umwelt wichtig, die Kriminalität eher weniger.

Was die neuen Wahlergebnisse außerdem zeigen: In Gemeinden, in denen die NPD bei den Landtagswahlen 2014 Erfolg hatte, ist nun die AfD besonders stark. Die rechtsextremistische Partei war in diesem Jahr in Brandenburg gar nicht zur Wahl angetreten. Ob nun die NPD-Wähler zur Alternative wechselten, lässt sich so nicht beantworten. Auch in den Berechnungen zur Wählerwanderung wird das nicht untersucht. Sozialwissenschaftler fanden außerdem heraus, dass in Gemeinden, die 1933 verstärkt die NSDAP wählten, heute die AfD besonders viele Stimmen bekommt. Es gibt also eine historische Kontinuität.

Woher kommen die Daten?
Die Methodik

Die dargestellten Werte zeigen die Wanderung der Zweitstimmen zwischen den Parteien. Dabei werden die aktuelle und die vorhergehende Landtagswahl verglichen. Die Werte sind Schätzwerte und werden von infratest dimap berechnet.

Die Grundlage für diese Berechnungen bilden amtliche Statistiken, repräsentative Umfragen sowie das vorläufige Endergebnis der Auszählung der Zweitstimmen am Wahlsonntag. In der Wählerwanderung werden insbesondere auch Nichtwähler berücksichtigt sowie die Fälle in denen sich die Wählerschaft verändert: Zuzüge, Wegzüge, Tod und Erreichen des Wahlalters (18).

Über das Rechercheteam

Lubena Awan
Infografik
Lubena Awan ist derzeit GNI Fellow beim Tagesspiegel und ist Designerin für UX und UI. Sie hat sich überlegt, wie man die Wählerwanderung anschaulich darstellen kann.
Michael Gegg
Webentwicklung
Michael Gegg arbeitet beim Tagesspiegel als Redakteur für Softwareentwicklung. Er hat die Wählerwanderung programmiert und die Daten aufbereitet.
Hendrik Lehmann
Koordination & Konzept
Hendrik Lehmann leitet das Tagesspiegel Innovation Lab. Er arbeitet am liebsten zu urbanen Themen wie Digitalisierung, Verkehrswende, Klima oder der Frage, wie wir zusammenleben wollen.
Fabian Löhe
Text
Fabian Löhe arbeitet als Redakteur im Meinungsressort. Er hat die Wahlen in Brandenburg und Sachsen den gesamten Abend begleitet.
David Meidinger
Webentwicklung
David Meidinger arbeitet beim Tagesspiegel als Redakteur für Softwareentwicklung. Er hat diese Webseite programmiert.
Helena Wittlich
Koordination
Helena Wittlich ist Redakteurin im Tagesspiegel Innovation Lab. Sie hat das Projekt redaktionell betreut.
Veröffentlicht am 2. September 2019.