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Analyse in Karten:
Diese politischen Risse durchziehen Berlin nach der Bundestagswahl

Lila, Grün, Schwarz, Blau? Als alle Stimmen ausgezählt sind, wirkt die Stadt wie gespalten. Ein detaillierter Blick auf die Berliner Kiez-Wahlkarte nach der Bundestagswahl 2025.
Lila, Grün, Schwarz, Blau? Als alle Stimmen ausgezählt sind, wirkt die Stadt wie gespalten. Ein detaillierter Blick auf die Berliner Kiez-Wahlkarte nach der Bundestagswahl 2025.
Mitte
Charlottenburg-Wilmersdorf
Spandau
Steglitz-Zehlendorf
Neukölln
Treptow-Köpenick
Marzahn-Hellersdorf
Lichtenberg
Reinickendorf
Pankow
Friedrichshain-Kreuzberg
Tempelhof-Schöneberg
Lila-Grün-Schwarz im Zentrum
So sieht Berlins neue politische Landkarte aus: Erstmals hat die Linke bei einer Bundestagswahl in der Hauptstadt gewonnen. Sie erhielt 19,9 Prozent der Zweitstimmen. Aber auch die AfD erstarkte, im Osten und Nordwesten ist die Wahlkarte blau gefleckt. Politische Risse durchziehen die Stadt.
Linke
19,9%
Union
18,3%
Grüne
16,8%
AfD
15,2%
SPD
15,1%
BSW
6,6%
FDP
3,8%
4,2%
Historischer Machtwechsel
In Friedrichshain-Kreuzberg löste Die Linke die dort traditionell starken Grünen ab und erreichte das beste Zweitstimmen-Ergebnis in Deutschland. In einigen Kiezen bekam sie mehr als 40 Prozent, zum Beispiel in den Stimmbezirken 320, 321 und 323 nördlich des Kottbusser Tors.
Linke
44,8%
Grüne
22,8%
SPD
13,2%
BSW
6,7%
Union
3,9%
AfD
3,0%
FDP
1,5%
4,1%
Linkes Zentrum
Auch in anderen innerstädtischen Gegenden erzielte Die Linke hohe Ergebnisse, etwa in Neukölln - in einem Kiez nahe des S-Bahnhofs Sonnenallee sogar 48,3 Prozent, das berlinweit höchste Ergebnis.
Linke
48,3%
Grüne
23,6%
SPD
9,5%
AfD
6,8%
Union
4,4%
BSW
3,4%
FDP
0,9%
3,1%
Grüne Welle?
Die Wähler der Grünen sind ebenfalls in der Innenstadt konzentriert, etwa in Mitte und Tempelhof-Schöneberg. Auch einige Stimmbezirke im ansonsten eher CDU-dominierten Steglitz-Zehlendorf konnten sie für sich entscheiden.
Blaue Ränder
Die Wähler der AfD sind da, wo die der Grünen nicht sind. Vor allem in Marzahn-Hellersdorf wählten viele rechts, aber auch in Spandau.
Größter Verlierer
Der SPD hingegen haben bei dieser Bundestagswahl viele Berliner:innen abgeschworen.
Gebietsverluste
Etliche Stimmbezirke etwa in Neukölln und Treptow-Köpenick, die noch 2021 SPD-rot waren, fielen nun klar an die Linke, an CDU und AfD.
Schwarze Flecken
Im ansonsten grünvioletten Innenstadtbereich Berlins, sind in den Stimmbezirken rund um das Brandenburger Tor und den Reichstag die CDU sichtbar. Rund um den Tiergarten erhielten sie etwa 24,2 Prozent.

Es gehen Risse durch Berlin. Sie verlaufen am westlichen Rand von Pankow, von Mitte, Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg; sie trennen die Wählenden der Linken im Osten von denen der CDU im Westen, die Grünen-Wählenden von denen, die 2025 stattdessen lieber die Linke wählten. Und sie verändern die politische Landkarte Berlins im Vergleich zur letzten Bundestagswahl vor vier Jahren.

Damals war allein Reinickendorf im Norden CDU-dominiert, den Rest teilten sich Grüne und SPD – die Grünen vor allem in den zentralen Innenstadt-Wahlbezirken. Doch nun ist die Karte schwarz, grün, violett und blau.

Auch in Berlin, so wie bundesweit, gewannen sowohl die Linke als auch CDU und AfD an Zustimmung – und die SPD muss sich mit herben Verlusten arrangieren. Was bedeutet das überraschend gute Wahlergebnis der Linken für den neuen Bundestag? Dafür lohnt ein Blick auf die Berliner Wahlkreise.

Mitte
Charlottenburg-Wilmersdorf
Spandau
Steglitz-Zehlendorf
Neukölln
Treptow-Köpenick
Marzahn-Hellersdorf
Lichtenberg
Reinickendorf
Pankow
Friedrichshain-Kreuzberg
Tempelhof-Schöneberg
Berlin wählt links
Betrachtet man die zwölf Wahlkreise der Stadt, sieht man: Schwarz und Violett und einen kleinen blauen AfD-Fleck in Marzahn-Hellersdorf.
Klare Gewinner
Die meisten Berliner Wahlkreise gingen bei dieser Bundestagswahl tatsächlich an Die Linke: Lichtenberg, Mitte, Neukölln, Friedrichshain-Kreuzberg und ganz knapp auch Treptow-Köpenick.
Zugewinne überall
In allen Wahlkreisen Berlins gewann die Partei Stimmen hinzu, insbesondere in Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und Neukölln.
Verloren auf ganzer Fläche
Andere Parteien verloren Wähler, zum Beispiel die SPD - in allen Wahlkreisen. In Spandau-Charlottenburg Nord holte Helmut Kleebank trotzdem das Direktmandat, das einzige für die SPD in Berlin.
Union
23,8%
AfD
19,1%
SPD
18,4%
Linke
12,9%
Grüne
11,1%
BSW
6,0%
FDP
3,9%
4,8%
Blau gemacht
Neben der Linken gewann auch die AfD in allen Wahlkreisen hinzu. Am wenigsten steigerte sie ihr Ergebnis in Pankow.
Ein Berliner AfD-Direktmandat
Marzahn-Hellersdorf ist der einzige Berliner Wahlkreis, in dem die AfD sowohl die meisten Erst- als auch Zweitstimmen gewann.
AfD
31,2%
Linke
16,7%
Union
16,5%
SPD
10,9%
BSW
10,9%
Grüne
6,0%
FDP
2,6%
5,2%
Gysi statt AfD
Vor allem in den östlichen Stadtteilen wählten viele AfD. Knapp war es in Treptow-Köpenick. Hier verlor die AfD zwar gegen die Linke, aber mit nur einem Prozentpunkt Rückstand. 36.410 Menschen im Südosten hatten sich für die Rechten entschieden.
Linke
21,7%
AfD
21,6%
Union
15,3%
SPD
12,7%
Grüne
12,0%
BSW
9,2%
FDP
2,9%
4,6%

Die Linke ist zwar die klare Überraschungssiegerin der Bundestagswahl in Berlin. Doch die Wahlkarten zeigen: Hinter ihrem großen Erfolg haben beispielsweise auch leise einige der AfD-Kandidat:innen beachtliche Ergebnisse eingefahren.

Der einzige Bezirk, in dem ein AfD-Politiker das Direktmandat holte, ist das ohnehin AfD-dominierte Marzahn-Hellersdorf: Gottfried Curio gewann hier mit 29,5 Prozent.

In Treptow-Köpenick landete der AfD-Kandidat auf Platz zwei hinter Gregor Gysi, ebenso Beatrix von Storch in Lichtenberg. In Pankow, Spandau und Reinickendorf erreichten die jeweiligen Kandidaten Platz drei.

In anderen Wahlkreisen aber konnten die Linken mit Abstand das Direktmandat für sich entscheiden. Allen voran steht dabei Ferat Koçak in Neukölln, der 30 Prozent der Stimmen bekam, Ottilie Klein von der CDU folgt weit abgeschlagen mit 19,7 Prozent. Gregor Gysi gewann mit 41,8 Prozent in Treptow-Köpenick, Linken-Bundeschefin Iris Schwerdtner mit 34 Prozent in Lichtenberg.

In unserer interaktiven Wahlkarte können Sie alle detaillierten Ergebnisse für die Wahlkreise und Stimmbezirke in der Hauptstadt nachsehen. Eine weitere Karte stellt alle Resultate für Gesamtdeutschland zur Verfügung. Sie zeigt ebenfalls eindrücklich, wie sich die politische Landschaft in Deutschland seit 1990 immer wieder und auch diesmal massiv verändert hat.

Das Team

Nina Breher
Redigatur und Produktion
Malte Kyhos
Datenaufbereitung und -management
Katja Demirci
Text
David Meidinger
Webentwicklung
Sarah Saak
Webentwicklung
Veröffentlicht am 24. Februar 2025.