Analyse in Karten:
Diese politischen Risse durchziehen Berlin nach der Bundestagswahl
Es gehen Risse durch Berlin. Sie verlaufen am westlichen Rand von Pankow, von Mitte, Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg; sie trennen die Wählenden der Linken im Osten von denen der CDU im Westen, die Grünen-Wählenden von denen, die 2025 stattdessen lieber die Linke wählten. Und sie verändern die politische Landkarte Berlins im Vergleich zur letzten Bundestagswahl vor vier Jahren.
Damals war allein Reinickendorf im Norden CDU-dominiert, den Rest teilten sich Grüne und SPD – die Grünen vor allem in den zentralen Innenstadt-Wahlbezirken. Doch nun ist die Karte schwarz, grün, violett und blau.
Auch in Berlin, so wie bundesweit, gewannen sowohl die Linke als auch CDU und AfD an Zustimmung – und die SPD muss sich mit herben Verlusten arrangieren. Was bedeutet das überraschend gute Wahlergebnis der Linken für den neuen Bundestag? Dafür lohnt ein Blick auf die Berliner Wahlkreise.
Die Linke ist zwar die klare Überraschungssiegerin der Bundestagswahl in Berlin. Doch die Wahlkarten zeigen: Hinter ihrem großen Erfolg haben beispielsweise auch leise einige der AfD-Kandidat:innen beachtliche Ergebnisse eingefahren.
Der einzige Bezirk, in dem ein AfD-Politiker das Direktmandat holte, ist das ohnehin AfD-dominierte Marzahn-Hellersdorf: Gottfried Curio gewann hier mit 29,5 Prozent.
In Treptow-Köpenick landete der AfD-Kandidat auf Platz zwei hinter Gregor Gysi, ebenso Beatrix von Storch in Lichtenberg. In Pankow, Spandau und Reinickendorf erreichten die jeweiligen Kandidaten Platz drei.
In anderen Wahlkreisen aber konnten die Linken mit Abstand das Direktmandat für sich entscheiden. Allen voran steht dabei Ferat Koçak in Neukölln, der 30 Prozent der Stimmen bekam, Ottilie Klein von der CDU folgt weit abgeschlagen mit 19,7 Prozent. Gregor Gysi gewann mit 41,8 Prozent in Treptow-Köpenick, Linken-Bundeschefin Iris Schwerdtner mit 34 Prozent in Lichtenberg.
In unserer interaktiven Wahlkarte können Sie alle detaillierten Ergebnisse für die Wahlkreise und Stimmbezirke in der Hauptstadt nachsehen. Eine weitere Karte stellt alle Resultate für Gesamtdeutschland zur Verfügung. Sie zeigt ebenfalls eindrücklich, wie sich die politische Landschaft in Deutschland seit 1990 immer wieder und auch diesmal massiv verändert hat.