Die SPD kann doch noch Wahlen gewinnen. Sie wird bei der Landtagswahl in Hamburg trotz Verlusten stärkste Kraft. Die Grünen verbuchen die größten Gewinne und landen auf dem zweiten Platz.
Die CDU ist der größte Verlierer mit ihrem bundesweit schlechtesten Landtagswahlergebnis seit fast 70 Jahren. Woher kommen die neuen Stimmen für die rot-grüne Koalition? Und an wen hat die CDU verloren?
Die Analysen der vorläufigen Daten von Infratest dimap im Auftrag der ARD zur Wählerwanderung zeigen, dass sowohl SPD als auch Grüne vor allem von der gestiegenen Wahlbeteiligung profitieren. Die lag in diesem Jahr bei 63,3 Prozent. Im Jahr 2015 waren es noch 56,5 Prozent.
Das hat sich auch auf die Wahlergebnisse ausgewirkt: Einstige Nicht-Wähler sind zur besonders wichtigen Kraft geworden. Von den ehemaligen Nichtwählern stimmten alleine 40.000 für die SPD und 29.000 für die Grünen. In der interaktiven Grafik oben können Sie selbst im Detail sehen, welche Partei welcher anderen Partei die meisten Stimmen abnehmen konnte. Und wer an wen die meisten Stimmen verloren hat.
Bei einem satten Stimmenzuwachs von 12 Prozent konnten die Grünen von allen Parteien Wählerinnen und Wähler hinzugewinnen. Am meisten Stimmen nahmen sie dem Koalitionspartner SPD ab, nämlich 37.000.
Viele treue SPD Wähler starben hingegen seit der letzten Wahl. Sie machene den größten Teil des Stimmenverlustes für die SPD um Bürgermeister Peter Tschentscher aus. 30.000 Stimmen verloren die Sozialdemokraten, weil Wähler verstarben.
Ähnlich geht es der CDU. Auch sie verlor 12.000 Stimmen durch Verstorbene. Noch mehr Wähler verlor die CDU jedoch an ihre Konkurrenzparteien. Die meisten ehemaligen Wähler der Christdemokraten wechselten zu den Regierungsparteien. 15.000 Stimmen gingen an die SPD, 10.000 entschieden sich in diesem Jahr für die Grünen.
Die FDP muss weiterhin um den Einzug in die Hamburger Bürgerschaft bangen. Die 2,4 Prozent der Stimmen verloren die Liberalen vor allem an CDU, SPD und Grüne.
Nachdem zu Beginn des Wahlabends auch die AfD um den Einzug ins Parlament zittern musste, stand am Morgen fest: Die rechte Partei hat es mit 5,3 Prozent doch noch knapp in die Bürgerschaft geschafft. Nach den Analysen von Infratest dimap verlor die Partei die meisten Stimmen durch Wegzug (5000) sowie durch Verstorbene (4000). Am meisten Stimmen hinzugewinnen konnte die AfD von den ehemaligen Nichtwählern.
Der Politikberater Johannes Hillje analysierte noch am Abend auf Twitter, dass die Verluste der Partei vor allem mit dem Anstieg der Wahlbeteiligung zu erklären seien. Nach den Auszählungen zeigte sich, dass die AfD insgesamt nur 3507 Stimmen bei den Landeslistenstimmen verlor.
Ganz anders sähe das Wahlergebnis hingegen aus, wenn man nur die Stimmen der Wählerinnen betrachtet. Eine Analyse der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des ZDF zeigt, wie unterschiedlich Männer und Frauen in Hamburg abgestimmt haben. FDP und AfD wären hier nicht in der Bürgerschaft vertreten. Die Grünen hätten noch einmal 6 Prozent mehr Stimmen bekommen.
Alle aktuellen Entwicklungen, Debatten und Einordnungen zur Bürgerschaftswahl in Hamburg finden Sie stets in unserem Newsblog.
Eine Analyse zum Erfolg des Hamburger Bürgermeisters Peter Tschentscher finden Sie hier.
Und warum die Grünen bei der Hamburg-Wahl doch nicht so stark abgeschnitten haben, wie sie sich erhofften, hat die Tagesspiegel-Redakteurin Cordula Eubel hier aufgeschrieben.
Die dargestellten Werte zeigen die Wanderung der Zweitstimmen zwischen den Parteien. Dabei werden die aktuelle und die vorhergehende Landtagswahl in Hamburg verglichen. Die Werte sind Schätzwerte und werden von Infratest dimap berechnet.
Die Grundlage für diese Berechnungen bilden amtliche Statistiken, repräsentative Umfragen sowie das vorläufige Endergebnis der Auszählung der Zweitstimmen am Wahlsonntag. In der Wählerwanderung werden insbesondere auch Nichtwähler berücksichtigt sowie die Fälle, in denen sich die Wählerschaft verändert: Zuzüge, Wegzüge, Tod und Erreichen des Wahlalters von 18 Jahren.