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Was ist eigentlich Wohlstand?

Chancen, Solidarität, Reichtum oder eine intakte Umwelt: Wie kann man besser messen, wie es Menschen in verschiedenen Ländern geht? Read in English
Reichtum ist nicht alles - Forscher schlagen Alternativen zum Bruttoinlandsprodukt vor. Read in English

Bislang wird der Wohlstand von Staaten vor allem über das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gemessen und verglichen. Daran gibt es schon lange Kritik. Wie viel Waren ein Land produziert, bilde nicht ab, wie es den Menschen in einem Land wirklich geht, meinen Kritiker. „Was wir messen, entscheidet darüber, was wir tun“, sagte 2018 der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz, der einer Expertengruppe der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) angehört, die alternative Messmethoden für den Zustand eines Landes entwickelt. Das Bruttoinlandsprodukt, meinen mittlerweile viele Forscher, hat viel zu viel politischen Einfluss.

Mit der Debatte über den Klimawandel und dem Erstarken von Populisten hat die Diskussion über die Macht des BIP neuen Schwung gewonnen. Wie kann es sein, fragten viele nach der Wahl Donald Trumps 2016, dass es in den USA, dem Land mit dem höchsten BIP der Welt, so viel Unzufriedenheit gibt? Die Wirtschaft wächst doch! Verhindert die Allmacht des BIP womöglich, dass sich jemals eine Wirtschaftspolitik durchsetzt, die ökologisch nachhaltig ist? Es gibt ja nur die begrenzten Rohstoffe dieses einen Planeten!

Die Ökonomen Katharina Lima de Miranda und Dennis Snower schlagen nun eine neue Messmethode vor. Sie wollen genauer erheben, wie es um die Lebensqualität in einem Land bestellt ist. Lima de Miranda forscht am Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Dennis Snower ist Professor an der Hertie School of Governance in Berlin und Präsident der Global Solutions Initiative. Die beiden entwickeln einen Ansatz, der vier verschiedene Indizes kombiniert: Wirtschaftswachstum, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit und „Agency“, eine Art Messwert für die Chancen, die Menschen in einem Land haben, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Zusammen sollen sie ein „Dashboard“ bilden, ähnlich dem Armaturenbrett im Flugzeug. Das soll zeigen, ob der wirtschaftliche Motor eines Landes rund läuft, aber viele Menschen gerade kurz vorm Absturz sind.

Die Forschenden weisen explizit darauf hin, dass vier Dimensionen zusammen noch lange nicht die Komplexität des Lebens in einem Land darstellen können. Beispielsweise, weil es schwer ist, zu beurteilen, wie wichtig den Menschen ihr Einkommen im Vergleich zu sozialer Geborgenheit ist – hat das doch viel mit der eigenen Erfahrung und Kultur zu tun. Aber in ihrer Kombination sollen die vier Indizes einen ersten Grundstein für eine bessere Beschreibung der Lebensqualität in Ländern legen.

Vier Dimensionen für ein besseres Leben

Die erste Dimension ist nach wie vor das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Es misst, grob gesagt, den Wert der im Schnitt pro Bürger in einem Land hergestellten Waren oder Dienstleistungen. Ein zweiter, neuer Index soll zeigen, wie groß die Gestaltungsmöglichkeiten der Menschen in ihrem Land sind. In diesen Chancen-Index („Agency-Index“) fließt zum Beispiel ein, wie viel Jahre Bildung die Menschen in einem Land durchschnittlich genießen, wie stark sie von Arbeitslosigkeit bedroht sind, wie hoch die Lebenserwartung ist und wie groß ihr Vertrauen in die Regierung.

Der dritte Indikator soll die Solidarität in einem Land messen. Dazu werden Daten aus Langzeit-Umfragen kombiniert, die erheben, wie hoch das Vertrauen und die Hilfsbereitschaft gegenüber Fremden ist. Und wie viele Menschen Familie und Freunde haben, die ihnen im Notfall beispringen könnten. Die vierte Dimension, der „Environmental Performance Index“ beschreibt, wie stark die Umwelt in einem Land belastet wird.

Interaktive Karte

Auf der interaktiven Weltkarte können Sie erkunden, wie gut die 35 beispielhaft analysierten Länder jeweils in den vier Kategorien abschneiden. Wenn Sie auf ein Land klicken, sehen Sie zudem, in welchen der vier Dimensionen es sich in den vergangenen zehn Jahren verbessert oder verschlechtert hat.

Schaut man sich die verschiedenen Indikatoren im Zusammenspiel an, werden spannende Unterschiede zwischen Länder sichtbar. Während beispielsweise in Deutschland sowohl das BIP als auch die Messwerte für Chancen und Solidarität gestiegen sind, klaffen die Dimensionen in Ländern wie den USA und Großbritannien zusehends auseinander.

Dort, wo die Dimensionen besonders auseinanderklaffen spricht Dennis Snower von „Decoupling“, von Entkopplung. Aus seiner Sicht gibt es zwar keinen kausalen Zusammenhang zwischen dem starken Wachstum der Wirtschaft und dem Schwinden von Solidarität. Dennoch sind solche „Scheren“ für Snower ein Zeichen für politisches Versagen.

„Diese Unzufriedenheit, die man in politischen Bewegungen spürt, oder im Extremismus, der in vielen Ländern stärker wird, ist durch das Bruttoinlandsprodukt nicht zu erklären“, sagt Snower im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Beispielsweise in den USA: „Hier ist das Bruttoinlandsprodukt schön gewachsen. Bei ‘Befähigung’ hat sich nicht viel getan, die ‘Umwelt’ hat sich etwas verbessert, aber die Kategorie ‘Solidarität’ erlebt einen totalen Einbruch.“

Die USA, so Snower, hätten sich nur auf das BIP konzentriert, für die anderen Belange „waren sie blind“. Auch in anderen Ländern sehen wir eine solche Situation. Dennis Snower argumentiert, dass Solidarität, Chancen und eine intakte Umwelt genauso wie materieller Wohlstand menschliche Grundbedürfnisse sind – und stärker berücksichtigt werden sollten. Sie seien wichtiger als die wirtschaftliche Ungleichheit, die sonst häufig herangezogen wird, um Extremismus und Populismus zu erklären. Indizes, die wirtschaftliche Ungleichheit messen, zum Beispiel der Gini-Index, der die (Un-)gleichheit der Verteilung von Einkommen misst, werden deshalb nicht mit einbezogen.

Deutschland, China und Griechenland im Vergleich

Der Vergleich verschiedener Ländern zeigt aber noch mehr. So ist die Wirtschaft in Deutschland in den letzten zehn Jahren gewachsen, die Solidarität ebenfalls leicht. In Griechenland ist das BIP pro Kopf stark gesunken, vor allem aufgrund der Wirtschaftskrise. Die Befähigung hat darunter gelitten, die Solidarität nicht. In China ist das BIP pro Kopf extrem stark gestiegen, liegt aber noch immer weit unter dem internationalen Durchschnitt. Der gesellschaftliche Zusammenhalt (Solidarität) stieg ebenfalls stark. Auch die Chancen, sein Leben dort selbst in die Hand zu nehmen (Befähigung) ist dort gestiegen. Bei der Nachhaltigkeit schneidet das Reich der Mitte im internationalen Vergleich hingegen sehr schlecht ab.

Ist das wirklich neu?

Das BIP wurde von dem amerikanischen Ökonomen Simon Kuznets 1937 entwickelt. Man wollte damals, nach dem Ende der „Great Depression“, der großen Rezession, einen Vergleichsmaßstab haben, wie es einem Land im Vergleich zu anderen geht. Doch schon Robert F. Kennedy sagte 1968 in einer Rede: „Das Bruttoinlandsprodukt misst alles – außer dem, was das Leben lebenswert macht.“ Vor allem seit Ende der Finanzkrise 2008 fordern zahlreiche Experten, eine Alternative zum BIP zu entwickeln, um andere Faktoren mit einzubeziehen.

Die OECD brachte den “Better Life Index” mit elf Kategorien heraus – über zehn Jahre hatte daran eine hochrangig besetzte Kommission gearbeitet. Das Umweltbundesamt entwickelte den “Nationalen Wohlfahrtsindex”, der 20 Messgrößen zusammenfasst. Außerdem gibt es Messversuche mit wohlklingenden Namen wie “Human Development Index”, “Bruttoglücksprodukt”, “Ökologischer Fußabdruck” oder “Genuine Progress Indicator”. Es gibt ein „Green GDP“, ein grünes BIP und eine Index of Sustainable Economic Welfare. Sogar ein „Happy Life Years Index“ ist auf dem Markt.

Neu ist die Debatte also nicht. Dennis Snower kritisiert an all diesen Indizes den letztlich individualistischen Ansatz. Viele würden den „Glücksgrad“ des Einzelnen auf die Gesamtheit hochrechnen. Snower möchte stattdessen die Beziehungen zwischen den Menschen stärker einbeziehen, den sozialen Kleber messen.

Claus Michelsen, Leiter der Abteilung Konjunkturpolitik beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sagt, viele der bisherigen Indizes seien daran gescheitert, dass sie ebenfalls entweder sehr selektiv zusätzliche Aspekte des Wohlstands hinzugefügt hätten. Oder sie erlaubten zwar eine recht umfängliche Betrachtung, diese war allerdings nur schwer zu standardisieren oder laufend zu erheben.

Ist das Recoupling Dashboard wirklich eine Hilfe?

„Das Recoupling Dashboard ist interessant, weil es versucht, auf Grundlage vorhandener Statistiken eine umfassendere Wohlstandsmessung durchzuführen“, sagt Michelsen.

Das Recoupling Dashboard ist vielschichtiger, aber dadurch auch komplizierter als das BIP. Dennis Snower bietet zwar einen theoretischen Rahmen an, warum er ausgerechnet diese vier Dimensionen auswählt – den Zusammenhalt messen, nicht nur das zusammengerechnete Glück der Einzelnen – dennoch wirkt die Auswahl und Gewichtung der zugrundeliegenden Datensätze etwas willkürlich, auch ihre Kombination zu den beiden neuen, von Snower neu zusammengestellten „Meta-Indizes“ zu Chancen und Solidarität.

Unklar sei, mit welchem Gewicht die einzelnen Komponenten letztlich zu einem Wohlstandsmaß zusammengefasst werden sollen, sagt Claus Michelsen. „Letztlich ist dies ein Problem, dass sich bei allen mehrdimensionalen Versuchen der Wohlstandsmessung ergibt: Wie wichtig ist es einer Gesellschaft beispielsweise in einer sauberen Umwelt zu leben? Wie wichtig ist ihr ein hohes Einkommen?“, sagt Michelsen.

In der veröffentlichten Studie von Snower wird allerdings explizit darauf verwiesen, dass bei der Gewichtung der Faktoren zueinander noch viel Klärungsbedarf besteht. Die Daten stammen zudem aus den unterschiedlichsten Quellen, teils von der Weltbank, teils von der OECD, teils von Umfrageinstituten oder Banken. Ob es gerechtfertigt ist, sie praktisch gleichberechtigt nebeneinanderzustellen, ist diskussionswürdig. Besonders kompliziert wird es, weil viele der verwendeten Begriffe und Zahlen politisch und kulturell umkämpft sind. Wer die Macht zu zählen hat, hat auch die Macht zu bestimmen, was zählt.

Kann sich der neue Index durchsetzen?

„Dass sich dieser Index allerdings etabliert, halte ich für recht ausgeschlossen, zumindest in der kurzen Frist“, sagt Michelsen. Wenig überraschend ist Dennis Snower der Meinung, dass sein Index bessere Chancen hat. „Ungerechtigkeit ist zunehmend ein Thema“, meint der Ökonom. Aber auch Digitalisierung, Globalisierung und Automatisierung führten zu einer immer stärkeren Entkopplung von Wirtschaft und Lebensqualität. „Die Menschen fühlen sich gesellschaftlich zurückgelassen“, sagt er, „ohne Rückhalt in der Gesellschaft.“ Das baue Druck auf, etwas zu tun.

„Die Debatte um Teilhabe, Ungleichheit und Protektionismus ist ein guter Anlass, sich darüber Gedanken zu machen“, argumentier Michelsen. Die Politik würde mit einem neuen Index mehreren Zielen verpflichtet sein und nicht primär auf die Steigerung der Produktionsleistung hinarbeiten. „Dies kann dazu führen, dass etwa gesellschaftliche Teilhabe nicht mehr als Klientelpolitik verstanden würde, sondern selbstverständlich in den Zielkatalog Eingang fände“, sagt er.

Tatsächlich wächst sowohl in internationalen Organisationen als auch in Unternehmen das Bewusstsein, dass Wirtschaftlichkeit allein kein ausreichendes Maß für Erfolg ist. Die Diskussion über Volkswirtschaften spiegelt sich in Unternehmen unter dem Schlagwort „Beyond GDP – Über das BIP hinaus“ wieder. In vielen Aktiengesellschaften lautet das neue Mantra „Beyond Shareholder-Value“ – weg vom reinen Denken in Aktionärsgewinnen. Bislang galt in vielen Teilen der Wirtschaft Milton Friedmans Ansatz: The business of business is business. Als Ziel der Unternehmen galt nahezu ausschließlich, den Gewinn zu maximieren und den Firmenwert zu steigern.

Die Debatte ist noch lange nicht zu Ende

Nicht erst seit dem Dieselskandal fordern Politiker und Konsumenten, dass Unternehmen mehr auf die Interessen der Allgemeinheit achten. Sie fordern von der Wirtschaft ein soziales Gewissen, wie etwa jüngst bei den Protesten gegen Siemens und seinen Zulieferungen für ein umstrittenes Kohlebergwerk in Australien. Viele Firmenchefs setzen sich inzwischen damit auseinander, wie sie solche gesellschaftlichen Werte in ihre Unternehmenssteuerung einbeziehen können.

Doch lässt sich die Komplexität von Gesellschaften wirklich gut genug in Zahlen fassen, um daraus konkrete Politik abzuleiten, die nachhaltiger wirkt als die Fixierung auf reines Wirtschaftswachstum? Denn auch das Ausrichten des Politischen an dem, was messbar ist, ist eine Methode, die traditionell aus der Wirtschaft kommt. Dadurch ist nahezu unumgänglich, dass hier Denkweisen und Methoden auf Lebensbereiche übertragen werden, in denen sie fragwürdig sind. Wie würde man beispielsweise Einsamkeit oder Ehrlichkeit messen? Oder grenzt die komplizierte Rechnerei letztlich Menschen aus der Debatte aus, die dringend daran teilnehmen sollten? Zum Beispiel diejenigen, denen es in einem Land wirklich schlecht geht.

Richtig ist also: Die Debatte hat sicher an Momentum gewonnen. Richtig ist aber auch, dass bislang alle Versuche, dem BIP mit einem neuen Index ernsthafte Konkurrenz zu machen, ohne durchschlagenden Erfolg geblieben sind.

Der Tagesspiegel kooperiert mit der Global Solutions Initiative bei der Ausrichtung des jährlichen „Global Solutions Summit“ in Berlin. Der Gipfel bringt Wissenschaftler und Politiker zusammen, um über die Themen der G20 zu diskutieren. Wir veröffentlichen die Ergebnisse des „Recoupling Dashboard“ exklusiv gemeinsam mit der „Zeit“, dem „Handelsblatt“ und dem „Guardian“.

Professor Dennis J. Snower ist Präsident der Global Solutions Initiative. An der Hertie School in Berlin unterrichtet er Makroökonomie und Nachhaltigkeit. Zuvor war er Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel.

Katharina Lima de Miranda ist eine Postdoc-Forscherin am Kieler Institut für Weltwirtschaft und Gastprofessorin an der Universität Hamburg.

Zur Methode
So setzen sich die Indizes im Detail zusammen

Mit der Kombination von vier Indizes soll ein neuer Indikator für Wohlstand etabliert werden. Die Daten dahinter basieren auf verschiedenen Studien und Umfragen, mit denen unterschiedliche Faktoren menschlichen Wohlbefindens gemessen werden. Mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf sowie dem Environmental Performance Index (EPI) werden zwei Indizes verwendet, die bereits feststehen. Zusätzlich dazu haben Katharina Lima de Miranda und Dennis Snower mit dem Solidaritätsindex und dem Agency-Index zwei neue Messgrößen entwickelt, die weitere Werte zu zwei neuen Metaindizes zusammenführen. Im Folgenden erklären wir sie genauer:

Solidaritätsindex

Der Solidaritätsindex soll den gesellschaftlichen Zusammenhalt der Menschen in den betrachteten Ländern abbilden. Drei Indikatoren werden dafür zusammengerechnet: Die Bereitschaft, anderen Personen zu helfen, bestimmt durch Hilfsbereitschaft gegenüber Fremden, als Geldspende oder durch ehrenamtliches Engagement. All das erfragt die Charities Aid Foundation jährlich mit dem World Giving Index. Ein weiterer Faktor ist das Vertrauen in andere Personen der Gesellschaft. Der World Values Survey und der European Values Survey führen dazu regelmäßig Umfragen durch. Als dritten Faktor beziehen die Wissenschaftler die Frage ein, wie sehr Menschen sich in schweren Zeiten auf ihr Netzwerk aus Familie und Freunden verlassen können. Daten dazu erhalten sie aus der Gallup World Poll und OECD.

Befähigungs-Index

Mit dem Agency-Index, einer Art Chancenindex, soll erfasst werden, welchen Einfluss Menschen durch eigene Anstrengung auf ihren Lebensweg nehmen können – sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Gemessen werden diese Chancen anhand von fünf Indikatoren: Der erste Indikator ist die Unsicherheit am Arbeitsmarkt im jeweiligen Land. Diese wird durch das Risiko arbeitslos zu werden, die zu erwartenden Einnahmenverluste im Fall von Arbeitslosigkeit, der zu erwartenden Dauer der Arbeitslosigkeit und der staatliche Absicherung im Fall der Arbeitslosigkeit bemessen. Die Daten dazu stammen aus OECD-Erhebungen. Ein zweiter Faktor des Chancenindexes ist, inwieweit die Menschen sich in einem selbstständigen Arbeitsverhältnis befinden oder in einem Familienunternehmen arbeiten. Das wird von der World Bank und der International Labour Organisation erfasst. Weitere Faktoren sind die Lebenserwartung (Quelle: World Bank sowie die Ausbildungsjahre, die Menschen mit 25 Jahren und älter genoßen haben (Quelle: UNESCO. Der letzte Faktor, der für den Chancenindex berücksichtigt wird, ist das Vertrauen der Bevölkerung in die politischen Institutionen ihres Landes, das im Rahmen der Gallup World Poll in regelmäßigen Abständen erfragt wird.

BIP pro Kopf: Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf erlaubt den globalen wirtschaftlichen Vergleich verschieden großer Länder und wird als Indikator für materiellen Wohlstand herangezogen. In diesem Fall wird das BIP in internationalen Dollar pro Kopf angegeben. Die Daten stammen von der Weltbank und der OECD

Ökologische Nachhaltigkeit

Der Environmental Performance Index misst anhand von 16 Indikatoren, in welchem Zustand sich das Ökosystem eines Landes befindet und wie es sich verändert. Dafür ziehen die Wissenschaftler Werte wie Feinstaub und Luftbelastung in Gebäuden, Zugang zu Trinkwasser und Abwasserentsorgung sowie die Kindersterblichkeit in einem Land heran. Zur Berechnung der Dynamik der Ökosysteme werden Werte für die Veränderungen in der Luft (z.B. Feinstaub) und im Wasser (z.B. Wasserverbrauch) verwendet. Aber Entwicklungen in der Biodiversität (etwa Naturschutz) oder der Gebrauch von natürlichen Ressourcen (etwa Überfischung) werden miteinbezogen.

Zu einem Zehntel bezieht der EPI die Nutzung und Erzeugung nachhaltiger Energien sowie den durchschnittlichen CO2-Ausstoß im Verhältnis zum BIP ein. Entwickelt wurde der EPI federführend von der Yale University in Zusammenarbeit mit der Columbia University, dem Weltwirtschaftsforum und der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission. ­­­

Noch mehr Informationen

Alle genauen methodischen Überlegungen des Decoupling Dashboard finden Sie in der dazugehörigen Studie Recoupling Economic and Social Prosperity von Katharina Lima de Miranda und Dennis Snower.

Von

Benedikt Brandhofer
Design
Michael Gegg
Webentwicklung
Hendrik Lehmann
Koordination
David Meidinger
Webentwicklung
Anna Sauerbrey
Text & Recherche
Beate Wild
Text & Recherche
Helena Wittlich
Produktion
Veröffentlicht am 20. Februar 2020.