Krieg in der Ukraine:
Aktuelle Karten, Grafiken und Nachrichten zur russischen Invasion

aktualisiert am 17. September, 10:20 Uhr
Eine interaktive Karte, die den aktuellen Verlauf der Front im Ukraine-Krieg zeigt, Regionen, an denen es derzeit starke Angriffe gibt, sowie die von Russland besetzten Gebiete. Über der Karte befindet sich ein Newsblog, der die wichtigsten Geschehnisse des Tages zusammenfasst. Mithilfe eines Sliders lässt sich in der Zeit zurückgehen, sodass man die Entwicklung des Frontverlaufs seit Kriegsbeginn verfolgen kann.

Die Karte gibt einen möglichst aktuellen und sachlichen Überblick der Situation in der Ukraine. Sie zeigt, welche Gebiete russische Streitkräfte oder Separatisten großteils kontrollieren und welche Gebiete die Ukraine weiterhin verteidigen kann oder zurückerobert.

Die Entwicklung der Kämpfe

Genaue Informationen zur tatsächlichen Anzahl von Kämpfen, Beschuss und Schlachten am Boden zu bekommen ist extrem schwer. Die amerikanische Nichtregierungsorganisation ACLED wertet deshalb tausende Berichte zu Konfliktereignissen von verschiedenen ukrainischen und internationalen Quellen aus. Dazu kooperiert die NGO auch mit lokalen Projekten in der Ukraine, die Informationen vor Ort beisteuern. Das sind die letzten verfügbaren Zahlen:

So verändert sich die Zahl der Angriffe
1494
letzte Woche, 1457 in der Vorwoche
250
500
750
1000
1494
2022
2023
2024
Kampfhandlungen beider Seiten pro Woche, Datenstand: 5.9., letzte Aktualisierung: 15.9. Bereits vor dem russischen Einmarsch kam es in den Separatistengebieten zu Angriffen.

Diese Erhebungen enthalten auch Informationen zur Art der Angriffe. Und es ist vermerkt, welche Kriegspartei wen angegriffen hat.

Der Krieg wird vor allem auf Distanz geführt
Luft-, Raketen- und Artillerieangriffe von russischer und ukrainischer Seite
200
400
600
800
806
200
72
Bodenkämpfe (beider Armeen)
200
400
598
2022
2023
2024
Angriffe nach Kriegspartei und Art, Datenstand: 5.9., letzte Aktualisierung: 15.9. Luft-, Raketen- und Artillerieangriffe umfassen Ereignisse, in denen ein Ziel aus der Ferne angegriffen wurde. Bodenkämpfe umfassen direkte Zusammenstöße beider Armeen. Bereits vor dem russischen Einmarsch kam es in den Separatistengebieten zu Angriffen.

Live-Newsblog

Alle aktuellen Reaktionen, Entwicklungen und Verhandlungen zur Ukraine-Krise lesen Sie in unserem Nachrichtenblog:

Selenskyj: Erhalten Patriot- und Himars-Raketen aus den USA

Die Ukraine erhält Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge von den USA Raketen für westliche Luftabwehrsysteme. Die Geschosse für die Systeme Patriot und Himars seien Bestandteil der ersten US-Waffenlieferungen im Rahmen des sogenannten PURL-Finanzierungsmechanismus, sagt Selenskyj mit Blick auf den Fonds „Priority Ukraine Requirements List“ (PURL).

Damit soll die Beschaffung von Rüstungsgütern aus den USA von anderen Verbündeten der Ukraine finanziert werden. „Wir haben von unseren Partnern speziell für PURL mehr als zwei Milliarden Dollar erhalten“, sagt Selenskyj. Mit den ersten Mitteln würden definitiv Patriot- und Himars-Raketen finanziert. Für Oktober erwarte er weitere 3,5 bis 3,6 Milliarden Dollar, so Selenskyj. (Reuters)

Ukraine hat Gasreserven für vierten Kriegswinter noch nicht zusammen

Die Ukraine hat Experten zufolge ihre Gasreserven für den vierten Kriegswinter noch nicht zusammen. Mit Vorräten von rund elf Milliarden Kubikmetern (bcm) Gas sei für rund 80 Prozent des zu erwartenden Bedarfs vorgesorgt, sagt Jurii Boiko, Aufsichtsrat des staatlichen Netzbetreibers Ukrenergo. Die ukrainische Energie-Beratungsfirma ExPro beziffert die Reserven auf zwölf bcm und 90 Prozent des Zielwerts.

Den Experten zufolge muss der Rest noch aus heimischer Produktion kommen oder in Europa zugekauft werden. Das dürfte das Land nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters eine halbe bis eine Milliarde Dollar kosten. Es könnte allerdings auch noch deutlich teurer werden, wenn weitere Infrastruktur beschädigt werde, so Boiko.

Russland greift fast täglich Energie-Infrastruktur an, wodurch die ukrainischen Produktionskapazitäten deutlich dezimiert wurden. Das Land importiert Gas vor allem aus Ungarn, zunehmend aber auch aus Polen. Zudem sind Einfuhren von Flüssigerdgas (LNG) unter anderem über Deutschland geplant. (Reuters)

Russische Drohnen über Polen: Ermittlungen zur Ursache von Schaden an Haus

Nach der Beschädigung eines Hauses durch ein Geschoss während des Eindringens von rund 20 russischen Drohnen in den polnischen Luftraum in der vergangenen Woche wird untersucht, ob der Schaden durch eine russische Drohne oder eine polnische Rakete verursacht wurde. Nach Angaben aus polnischen Justizkreisen war am Mittwoch eine Untersuchung im Gange. Polnische Medien hatten zuvor berichtet, dass das Haus in der Ortschaft Wyryki durch eine von einem F-16-Kampfflugzeug der polnischen Armee abgefeuerte Rakete getroffen worden sei.

Polens Regierungschef Donald Tusk hingegen machte Moskau für den Vorfall verantwortlich. „Die gesamte Verantwortung für die Schäden am Haus in Wyryki liegt bei den Urhebern der Drohnenprovokation, also bei Russland“, schrieb Tusk im Onlinedienst X. „Alle Umstände des Vorfalls werden nach Abschluss der Untersuchung von den zuständigen Stellen der Öffentlichkeit, der Regierung und dem Präsidenten mitgeteilt“, fügte er hinzu.

„Die Ermittlungen befinden sich noch in einem frühen Stadium, und wir müssen die Meinung der Experten abwarten, um sagen zu können, welche Art von Waffen dieses Haus beschädigt haben“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Anna Adamiak, der Nachrichtenagentur AFP.

In der vergangenen Woche waren in der Nacht zum Mittwoch mindestens 19 russische Drohnen teils hunderte Kilometer weit in den Luftraum des Nato-Mitglieds Polen eingedrungen. Polen und seine Verbündeten setzten daraufhin Flugzeuge und andere Mittel gegen die Drohnen ein. Die Drohnen wurden abgeschossen oder stürzten ab. Die Beschädigung des Hauses in Wyryki war der einzige offiziell festgestellte Schaden. Verletzte gab es nicht. (AFP)

Russlands Duma stimmt Austritt aus europäischer Antifolterkonvention zu

Das russische Parlament hat am Mittwoch einem Gesetz zum Austritt aus der europäischen Antifolterkonvention zugestimmt. Dadurch kann die Lage in russischen Gefängnissen nicht mehr durch den Europarat überwacht werden. Präsident Wladimir Putin hatte den Gesetzesentwurf Anfang September dem Parlament vorgelegt.

Hintergrund sei der Ausschluss Russlands aus dem Europarat infolge des 2022 von Russland begonnenen Ukrainekriegs. Der Rat entsendet regelmäßig Delegationen seines Antifolterkomitees, um Gefängnisse von Mitgliedsländern zu überprüfen. Da er aber die Wahl eines neuen russischen Vertreters in diesem Komitee blockiere, werde Russland eine vollständige Teilnahme verwehrt, so die formale Begründung.

Russland gehört der Konvention seit 1997 an. Folter ist zwar offiziell verboten. Die Ukraine wirft Russland aber vor, Kriegsgefangene teilweise zu foltern. Auch Menschenrechtsorganisationen berichten von Folter und menschenunwürdiger Behandlung in russischen Gefängnissen. Russland bestreitet die Vorwürfe. (Reuters)

Mehr als 10.000 ehemalige Strafgefangene kämpfen in der ukrainischen Armee

Mehr als 10.000 Gefangene wurden vorzeitig entlassen, um für die ukrainischen Verteidigungskräfte mobilisiert zu werden, berichtet das Nachrichtenportal „New Voice of Ukraine“ unter Berufung auf das Strafvollzugsdepartement des Justizministeriums.

Eine vorzeitige Entlassung ist während der Mobilmachung oder im Kriegsrecht möglich, um den Militärdienst auf Vertragsbasis zu leisten. Diese Regelung gilt jedoch nicht für Personen, die wegen vorsätzlicher Tötung von zwei oder mehr Menschen, sexueller Gewalt oder besonders schwerer Korruptionsdelikte verurteilt wurden. (Valeriia Semeniuk)

Die ukrainische Armee soll eine Gasleitung geflutet haben, die russische Truppen als verdeckte Route für die Verlegung von Soldaten in Richtung Kupjansk nutzten.

Damit sei der Vormarsch der russischen Kräfte gestoppt worden, erklärte Juri Fedorenko, Kommandeur des 429. Regiments für unbemannte Systeme, dem Sender Espreso.

Bereits am 12. September hatte die ukrainische OSINT-Community "DeepState" berichtet, dass russische Soldaten die Gasleitung zur Verlegung von Kämpfern unter Kupjansk einsetzten. Es ist demnach bereits der dritte bekannte Fall, bei dem russische Truppen Pipelines für verdeckte Operationen nutzen. Zuvor sei eine ähnliche Taktik bei Awdijiwka und nahe Sudscha beobachtet worden. (Valeriia Semeniuk)

Im besetzten Donezk hat es eine Serie von Explosionen gegeben

Mindestens fünf Explosionen waren am Morgen in der von Russland besetzten Stadt Donezk zu hören, berichtet die ukrainische Nachrichtenagentur RBK-Ukraine unter Berufung auf russische und lokale Telegram-Kanäle.

Nach Angaben von Anwohnern ereigneten sich die Detonationen im Petrowski-Bezirk der Stadt. Auf von Augenzeugen veröffentlichten Fotos ist zu sehen, wie eine gewaltige graue Rauchwolke in den Himmel aufsteigt. Informationen über mögliche getroffene Objekte liegen bislang nicht vor. (Valeriia Semeniuk)

Unterstützungszahlungen

Ob die Ukraine langfristig eine Chance gegen die übermächtigen russischen Streitkräfte hat, hängt davon ab, wie viel Ausrüstung und finanzielle Unterstützung sie bekommt. Die folgende Grafik gibt einen Überblick, welche Staaten bisher wie viel Unterstützung leisten. Mehr dazu lesen Sie hier.

Internationale Unterstützung für die Ukraine
Bisherige Gesamtsumme zugesagter Hilfen: 387,58 Mrd. €
absolut
pro Kopf
in % des BIP
Direkte bilaterale Hilfen
Hilfen über die EU
Australien
1,01
Österreich
3,7
Belgien
6,01
Bulgarien
0,7
Kanada
12,39
Kroatien
0,75
Zypern
0,18
Tschechien
2,92
Dänemark
12,19
Estland
1,4
Finnland
4,9
Frankreich
26,5
Deutschland
47,95
Griechenland
1,48
Ungarn
1,09
Island
0,075
Irland
2,07
Italien
15,77
Japan
16,84
Lettland
0,79
Litauen
1,42
Luxemburg
0,68
Malta
0,095
Niederlande
15,6
Neuseeland
0,061
Norwegen
14,99
Polen
9,07
Portugal
2,11
Südkorea
3,05
Rumänien
2,1
Slowakei
1,4
Slowenien
0,45
Spanien
12,29
Schweden
13,39
Schweiz
5,76
Türkei
0,071
UK
27,25
USA
118,99 Mrd. €
China
0,0023
Taiwan
0,084
Indien
0,0027
Mehr anzeigen
Die zugesagten Hilfen pro Land umfassen finanzielle, humanitäre und militärische Unterstützung. Die Daten umfassen den Zeitraum vom 24.1.2022 bis zum 28.02.2025.

Folgen des Krieges

Seit der Invasion flüchten Menschen aus der Ukraine in die Nachbarländer. In manchen Ländern suchen bisher besonders viele Menschen Zuflucht:

Wohin Menschen aus der Ukraine fliehen
Geflüchtete gelten als registriert, wenn sie unter dem temporären Schutz eines Drittstaates stehen. Eine Person wird in der Regel nur einmal erfasst. Grenzübertritte sind Übergänge von der Ukraine in einen Nachbarstaat. Eine Person kann hier mehrfach erfasst werden. Alle Daten werden ab dem 24. Februar 2022 erhoben. Ein Punkt repräsentiert 8000 Personen.
Daten: UNHCR

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