Krieg in der Ukraine:
Aktuelle Karten, Grafiken und Nachrichten zur russischen Invasion

aktualisiert am 11. November, 13:45 Uhr
Eine interaktive Karte, die den aktuellen Verlauf der Front im Ukraine-Krieg zeigt, Regionen, an denen es derzeit starke Angriffe gibt, sowie die von Russland besetzten Gebiete. Über der Karte befindet sich ein Newsblog, der die wichtigsten Geschehnisse des Tages zusammenfasst. Mithilfe eines Sliders lässt sich in der Zeit zurückgehen, sodass man die Entwicklung des Frontverlaufs seit Kriegsbeginn verfolgen kann.

Die Karte gibt einen möglichst aktuellen und sachlichen Überblick der Situation in der Ukraine. Sie zeigt, welche Gebiete russische Streitkräfte oder Separatisten großteils kontrollieren und welche Gebiete die Ukraine weiterhin verteidigen kann oder zurückerobert.

Die Entwicklung der Kämpfe

Genaue Informationen zur tatsächlichen Anzahl von Kämpfen, Beschuss und Schlachten am Boden zu bekommen ist extrem schwer. Die amerikanische Nichtregierungsorganisation ACLED wertet deshalb tausende Berichte zu Konfliktereignissen von verschiedenen ukrainischen und internationalen Quellen aus. Dazu kooperiert die NGO auch mit lokalen Projekten in der Ukraine, die Informationen vor Ort beisteuern. Das sind die letzten verfügbaren Zahlen:

So verändert sich die Zahl der Angriffe
1494
letzte Woche, 1457 in der Vorwoche
250
500
750
1000
1494
2022
2023
2024
Kampfhandlungen beider Seiten pro Woche, Datenstand: 5.9., letzte Aktualisierung: 15.9. Bereits vor dem russischen Einmarsch kam es in den Separatistengebieten zu Angriffen.

Diese Erhebungen enthalten auch Informationen zur Art der Angriffe. Und es ist vermerkt, welche Kriegspartei wen angegriffen hat.

Der Krieg wird vor allem auf Distanz geführt
Luft-, Raketen- und Artillerieangriffe von russischer und ukrainischer Seite
200
400
600
800
806
200
72
Bodenkämpfe (beider Armeen)
200
400
598
2022
2023
2024
Angriffe nach Kriegspartei und Art, Datenstand: 5.9., letzte Aktualisierung: 15.9. Luft-, Raketen- und Artillerieangriffe umfassen Ereignisse, in denen ein Ziel aus der Ferne angegriffen wurde. Bodenkämpfe umfassen direkte Zusammenstöße beider Armeen. Bereits vor dem russischen Einmarsch kam es in den Separatistengebieten zu Angriffen.

Live-Newsblog

Alle aktuellen Reaktionen, Entwicklungen und Verhandlungen zur Ukraine-Krise lesen Sie in unserem Nachrichtenblog:

Deutschland stellt der Ukraine angesichts anhaltender russischer Angriffe auf die Infrastruktur des Landes zusätzlich 40 Millionen Euro Winterhilfe zur Verfügung.

„Wir helfen, dass Wohnungen warm und erleuchtet bleiben und es Russland mit seinen gezielten Terrorangriffen auf die zivile Gas- und Wärmeversorgung nicht gelingt, die Moral der Verteidigerinnen und Verteidiger ihrer Heimat zu brechen“, teilte Außenminister Johann Wadephul (CDU) zu seiner Teilnahme am Treffen der G7-Außenminister in Kanada mit.

Das Geld soll für humanitäre Maßnahmen verwendet werden und etwa der Reparatur von Heizsystemen und beschädigten Häusern sowie der Lieferung von Stromaggregaten und Sachgütern wie Decken oder Hygienemitteln dienen. (dpa)

Russland schaltet mobiles Internet „zur Sicherheit“ teils ab

Als erste Region in Russland hat Uljanowsk an der Wolga eine dauerhafte Abschaltung des mobilen Internets zum Schutz vor ukrainischen Drohnenangriffen öffentlich gemacht. Betroffen sind demnach jeweils Gebiete um strategisch wichtige Objekte besonderer Bedeutung – gemeint sind etwa Militärflugplätze, Rüstungsbetriebe und Energieinfrastruktur. „Der Grund ist die Verstärkung der Sicherheit“, teilte die Regionalregierung mit. Sie wies aber nach Berichten von Medien ausdrücklich zurück, dass im gesamten Gebiet Uljanowsk nun bis Ende des russischen Angriffskrieges das mobile Internet abgeschaltet werde.

Schon bisher wird durchaus in ganzen Städten und Regionen das mobile Internet bei Luftalarm abgeschaltet, die Ausfälle können bisweilen mehrere Stunden andauern. Auch in der Hauptstadt Moskau und in anderen Großstädten wie St. Petersburg und Samara teilen Mobilfunkanbieter bei Beschwerden von Mobilfunknutzern mit, dass die Abschaltungen dem Drohnenalarm geschuldet seien. Neu ist aber, dass nun – wie im Fall von Uljanowsk – von einer geografisch begrenzten ständigen Abschaltung die Rede ist.

Wo genau die dauerhaften Abschaltungen erfolgen, teilte die Regionalregierung mit Verweis auf Sicherheitsbelange nicht mit. Der für das Gebiet Uljanowsk zuständige regionale Digitalminister Oleg Jagfarow sagte aber, dass die Einschränkungen auf Geheiß der föderalen Organe erfolgten und „bis zum Ende der militärischen Spezialoperation“, wie der Krieg offiziell genannt wird, in Kraft seien. Die Beamten in Uljanowsk empfahlen Bewohnern in „blinden Zonen“ ohne Mobilfunk sich auf eigene Kosten ein Internetkabel nach Hause verlegen zu lassen. (dpa)

Nord-Stream-Verdächtiger in Italien beendet Hungerstreik

Der in Italien inhaftierte Serhij K., der im Zusammenhang mit der Sprengung der Nord-Stream-Gasleitungen in der Ostsee beschuldigt wird, hat seinen Hungerstreik beendet. Der Ukrainer hatte aus Protest gegen die Haftbedingungen in einem italienischen Hochsicherheitsgefängnis am 31. Oktober begonnen, die Nahrungsaufnahme zu verweigern. In dieser Zeit habe er neun Kilogramm verloren, teilte der Anwalt des 49-Jährigen mit.

Die italienischen Behörden hätten K. „formelle Zusicherungen“ gegeben, erklärte Rechtsanwalt Nicola Canestrini. Er habe sich deswegen für die Beendigung seines Hungerstreiks entschieden. K. leidet unter anderem an einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie). Die Behörden hätten ihm nun eine entsprechende Ernährung zugesichert, die seinen Bedürfnissen entspricht. (dpa)

Durchsuchungen wegen Bestechung in Kiew auch bei Minister

Die Korruptionsermittlungen beim staatlichen ukrainischen Atomkonzern Energoatom gehen mit Durchsuchungen beim ehemaligen Energieminister Herman Haluschtschenko weiter. Dieser ist seit Juli Justizminister, und sein neues Ministerium in Kiew bestätigte die Maßnahmen.

„Der Minister unterstützt die Strafverfolgungsbehörden in vollem Umfang, um eine umfassende, objektive und unvoreingenommene Untersuchung zu gewährleisten“, hieß es in einer Mitteilung. Das Justizministerium halte sich konsequent „an den Grundsatz der Nulltoleranz gegenüber Korruption“. Details zu möglichen Vorwürfen wurden nicht genannt.

Das Nationale Antikorruptionsbüro (NABU) und die Antikorruptionsstaatsanwaltschaft (SAP) der Ukraine hatten am Vortag Ermittlungen bei Energoatom bekanntgemacht. Es geht um Bestechungsgelder, die beim Bau von Schutzvorrichtungen um Energieanlagen gegen russische Luftangriffe geflossen sein sollen. Am Dienstag sprach das NABU von fünf Festnahmen und sieben Verdachtsfällen. Die Gruppe solle etwa 100 Millionen US-Dollar (86,4 Millionen Euro) an Schmiergeld gewaschen haben. (dpa)

Russland bereitet Vergeltungsmaßnahmen für EU-Sanktionen vor

Russland bereitet Vergeltungsmaßnahmen als Reaktion auf die von der EU verhängten Beschränkungen bei der Ausstellung von Mehrfach-Einreisevisa für russische Staatsbürger vor. Das meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das russische Außenministerium. Die Europäische Union hat in ihrem jüngsten Sanktionspaket wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine ein Verbot zur Erteilung von Mehrfach-Einreisevisa für Russen verhängt. (Reuters)

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben eine Ölraffinerie in der Stadt Orsk in der russischen Oblast Orenburg angegriffen.

„Auf dem Gelände wurden Explosionen und ein Brand beobachtet. Nach ersten Erkenntnissen wurde eine der primären Ölverarbeitungsanlagen getroffen“, heißt es in der Erklärung. (Reuters)

Update (17.20 Uhr): Ukrainischer Rückzug aus mehreren Dörfern im Süden

Im südukrainischen Gebiet Saporischschja hat die ukrainische Armee nach intensiven Kämpfen mit russischen Truppen fünf Dörfer preisgeben müssen. Nordöstlich der Stadt Huljajpole seien außerdem die Orte Jablukowe, Riwnopillja und Solodke schwer umkämpft, teilte die Heeresgruppe Süd auf Facebook mit. Der Rückzugsbefehl sei nach der „faktischen Zerstörung aller Unterstände und Befestigungen“ nach intensivem Artilleriebeschuss erfolgt.

Zuvor hatten Militärbeobachter über einen russischen Durchbruch an diesem Frontabschnitt berichtet und die russische Armee die Eroberung mehrerer Orte für sich reklamiert. (dpa)

Unterstützungszahlungen

Ob die Ukraine langfristig eine Chance gegen die übermächtigen russischen Streitkräfte hat, hängt davon ab, wie viel Ausrüstung und finanzielle Unterstützung sie bekommt. Die folgende Grafik gibt einen Überblick, welche Staaten bisher wie viel Unterstützung leisten. Mehr dazu lesen Sie hier.

Internationale Unterstützung für die Ukraine
Bisherige Gesamtsumme zugesagter Hilfen: 387,58 Mrd. €
absolut
pro Kopf
in % des BIP
Direkte bilaterale Hilfen
Hilfen über die EU
Australien
1,01
Österreich
3,7
Belgien
6,01
Bulgarien
0,7
Kanada
12,39
Kroatien
0,75
Zypern
0,18
Tschechien
2,92
Dänemark
12,19
Estland
1,4
Finnland
4,9
Frankreich
26,5
Deutschland
47,95
Griechenland
1,48
Ungarn
1,09
Island
0,075
Irland
2,07
Italien
15,77
Japan
16,84
Lettland
0,79
Litauen
1,42
Luxemburg
0,68
Malta
0,095
Niederlande
15,6
Neuseeland
0,061
Norwegen
14,99
Polen
9,07
Portugal
2,11
Südkorea
3,05
Rumänien
2,1
Slowakei
1,4
Slowenien
0,45
Spanien
12,29
Schweden
13,39
Schweiz
5,76
Türkei
0,071
UK
27,25
USA
118,99 Mrd. €
China
0,0023
Taiwan
0,084
Indien
0,0027
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Die zugesagten Hilfen pro Land umfassen finanzielle, humanitäre und militärische Unterstützung. Die Daten umfassen den Zeitraum vom 24.1.2022 bis zum 28.02.2025.

Folgen des Krieges

Seit der Invasion flüchten Menschen aus der Ukraine in die Nachbarländer. In manchen Ländern suchen bisher besonders viele Menschen Zuflucht:

Wohin Menschen aus der Ukraine fliehen
Geflüchtete gelten als registriert, wenn sie unter dem temporären Schutz eines Drittstaates stehen. Eine Person wird in der Regel nur einmal erfasst. Grenzübertritte sind Übergänge von der Ukraine in einen Nachbarstaat. Eine Person kann hier mehrfach erfasst werden. Alle Daten werden ab dem 24. Februar 2022 erhoben. Ein Punkt repräsentiert 8000 Personen.
Daten: UNHCR

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