Die russischen Behörden haben zum ersten Mal offen über eine massive Krise in der Kohleindustrie gesprochen – einer der wichtigsten Branchen für die Wirtschaft des Landes. Wie der stellvertretende Direktor des Energieministeriums der Russischen Föderation, Dmitri Lopatin, auf einer Branchenkonferenz erklärte, könnten die Gesamtverluste der Kohleunternehmen im Jahr 2025 laut Angaben der Agentur „Interfax” 300 bis 350 Milliarden Rubel (etwa 3,3 bis 3,9 Milliarden Euro) erreichen.
„Die Situation verschlechtert sich”, räumte Lopatin ein und betonte, dass die Branche allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres bereits mehr als 112 Milliarden Rubel (1,25 Milliarden Euro) verloren habe.
Noch beunruhigender ist das Ausmaß der Verschuldung. Laut Lopatin belief sich das Gesamtvolumen der Kredite im Kohlesektor Ende Mai auf 1,2 Billionen Rubel (etwa 13,3 Milliarden Euro) und könnte bis zum Jahresende auf 1,4 Billionen Rubel (über 15,5 Milliarden Euro) ansteigen. Das Energieministerium der Russischen Föderation steht laut Interfax in ständigem Dialog mit der russischen Zentralbank über mögliche Mechanismen zur Rettung der Branche vor einer Welle von Zahlungsausfällen.
Um einen Zusammenbruch zu vermeiden, hat die russische Regierung Ende Mai eine Reihe von Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise verabschiedet. Dazu gehören: Stundung von Steuer- und Versicherungszahlungen, Umschuldung, Beschränkungen für Dividendenzahlungen und gezielte Subventionen zum Ausgleich der Logistikkosten beim Kohleexport. Wie Interfax berichtet, werden sibirische Unternehmen, die Kohle in den Nordwesten und Süden liefern, die größte Unterstützung erhalten. (Yulia Valova)