Krieg in der Ukraine:
Aktuelle Karten, Grafiken und Nachrichten zur russischen Invasion

aktualisiert am 02. Juli, 10:15 Uhr
Eine interaktive Karte, die den aktuellen Verlauf der Front im Ukraine-Krieg zeigt, Regionen, an denen es derzeit starke Angriffe gibt, sowie die von Russland besetzten Gebiete. Über der Karte befindet sich ein Newsblog, der die wichtigsten Geschehnisse des Tages zusammenfasst. Mithilfe eines Sliders lässt sich in der Zeit zurückgehen, sodass man die Entwicklung des Frontverlaufs seit Kriegsbeginn verfolgen kann.

Die Karte gibt einen möglichst aktuellen und sachlichen Überblick der Situation in der Ukraine. Sie zeigt, welche Gebiete russische Streitkräfte oder Separatisten großteils kontrollieren und welche Gebiete die Ukraine weiterhin verteidigen kann oder zurückerobert.

Die Entwicklung der Kämpfe

Genaue Informationen zur tatsächlichen Anzahl von Kämpfen, Beschuss und Schlachten am Boden zu bekommen ist extrem schwer. Die amerikanische Nichtregierungsorganisation ACLED wertet deshalb tausende Berichte zu Konfliktereignissen von verschiedenen ukrainischen und internationalen Quellen aus. Dazu kooperiert die NGO auch mit lokalen Projekten in der Ukraine, die Informationen vor Ort beisteuern. Das sind die letzten verfügbaren Zahlen:

So verändert sich die Zahl der Angriffe
1539
letzte Woche, 1392 in der Vorwoche
250
500
750
1000
1539
2022
2023
2024
Kampfhandlungen beider Seiten pro Woche, Datenstand: 27.6., letzte Aktualisierung: 2.7. Bereits vor dem russischen Einmarsch kam es in den Separatistengebieten zu Angriffen.

Diese Erhebungen enthalten auch Informationen zur Art der Angriffe. Und es ist vermerkt, welche Kriegspartei wen angegriffen hat.

Der Krieg wird vor allem auf Distanz geführt
Luft-, Raketen- und Artillerieangriffe von russischer und ukrainischer Seite
200
400
600
800
893
200
55
Bodenkämpfe (beider Armeen)
200
400
573
2022
2023
2024
Angriffe nach Kriegspartei und Art, Datenstand: 27.6., letzte Aktualisierung: 2.7. Luft-, Raketen- und Artillerieangriffe umfassen Ereignisse, in denen ein Ziel aus der Ferne angegriffen wurde. Bodenkämpfe umfassen direkte Zusammenstöße beider Armeen. Bereits vor dem russischen Einmarsch kam es in den Separatistengebieten zu Angriffen.

Live-Newsblog

Alle aktuellen Reaktionen, Entwicklungen und Verhandlungen zur Ukraine-Krise lesen Sie in unserem Nachrichtenblog:

Russische Kohleindustrie in der Krise

Die russischen Behörden haben zum ersten Mal offen über eine massive Krise in der Kohleindustrie gesprochen – einer der wichtigsten Branchen für die Wirtschaft des Landes. Wie der stellvertretende Direktor des Energieministeriums der Russischen Föderation, Dmitri Lopatin, auf einer Branchenkonferenz erklärte, könnten die Gesamtverluste der Kohleunternehmen im Jahr 2025 laut Angaben der Agentur „Interfax” 300 bis 350 Milliarden Rubel (etwa 3,3 bis 3,9 Milliarden Euro) erreichen.

„Die Situation verschlechtert sich”, räumte Lopatin ein und betonte, dass die Branche allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres bereits mehr als 112 Milliarden Rubel (1,25 Milliarden Euro) verloren habe.

Noch beunruhigender ist das Ausmaß der Verschuldung. Laut Lopatin belief sich das Gesamtvolumen der Kredite im Kohlesektor Ende Mai auf 1,2 Billionen Rubel (etwa 13,3 Milliarden Euro) und könnte bis zum Jahresende auf 1,4 Billionen Rubel (über 15,5 Milliarden Euro) ansteigen. Das Energieministerium der Russischen Föderation steht laut Interfax in ständigem Dialog mit der russischen Zentralbank über mögliche Mechanismen zur Rettung der Branche vor einer Welle von Zahlungsausfällen.

Um einen Zusammenbruch zu vermeiden, hat die russische Regierung Ende Mai eine Reihe von Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise verabschiedet. Dazu gehören: Stundung von Steuer- und Versicherungszahlungen, Umschuldung, Beschränkungen für Dividendenzahlungen und gezielte Subventionen zum Ausgleich der Logistikkosten beim Kohleexport. Wie Interfax berichtet, werden sibirische Unternehmen, die Kohle in den Nordwesten und Süden liefern, die größte Unterstützung erhalten. (Yulia Valova)

Keith Kellogg am 21. Juni in Minsk. 
Kellogg weist Lukaschenkos Darstellung über Ukraine-Angriffe zurück
Keith Kellogg am 21. Juni in Minsk. 
Keith Kellogg am 21. Juni in Minsk.  Credit: -/Belarusian Presidential Press Service via AP/dpa 

Am 1. Juli behauptete der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko in staatlichen Medien, US-Sondergesandter Keith Kellogg habe ihm zugesagt, sich für eine Begrenzung ukrainischer Angriffe auf Russland einzusetzen.

Kellogg widersprach dieser Darstellung umgehend auf X (vormals Twitter). Seine Äußerungen seien aus dem Kontext gerissen worden. Thema des Treffens am 21. Juni in Minsk sei ausschließlich ein vollständiger und bedingungsloser Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine gewesen.

Lukaschenko erklärte zuvor, Moskau sei zu einer Feuerpause bereit – allerdings nur unter der Bedingung, dass Kiew keine Angriffe mehr auf russisches Staatsgebiet durchführt. (Yulia Valova)

Russland verschärft Repressionen gegen Zivilisten in den besetzten Gebieten

Nach erfolgreichen Angriffen der ukrainischen Streitkräfte auf russische Ziele hat Russland die Kontrollen gegen die Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten deutlich verschärft. Das berichtet das ukrainische „Zentrum für nationalen Widerstand” auf Telegram.

Laut der Meldung wurden in betroffenen Regionen Straßensperren errichtet. Russische Sicherheitskräfte führten außerdem willkürliche Hausdurchsuchungen, Verhöre und Fahrzeugkontrollen durch. Ziel sei es offenbar, militärische Verluste zu vertuschen und mutmaßliche Informanten zu identifizieren. (Yulia Valova)

Atombehörde prüft Angaben zu Drohnenbeschuss nahe AKW Saporischschja

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) geht Hinweisen zu einem mutmaßlichen Drohnenangriff nahe dem russisch besetzten Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine nach.

Fahrzeuge seien nach Angaben der Betreiber beschädigt worden, teilte die IAEA in Wien mit. Der Vorfall soll sich etwa 600 Meter entfernt von einem der sechs Reaktoren ereignet haben.

Dem IAEA-Team in Saporischschja sei ein Lastwagen gezeigt worden, der mutmaßlich am Freitag von einer Drohne getroffen wurde. Das Team habe keine Schäden und auch keine Drohnenüberreste erkennen können - die Mitarbeiter seien zu weit von den Fahrzeugen entfernt gewesen, hieß es. Allerdings hätten sie verbranntes Gras und andere verkohlte Vegetation gesehen.

IAEA-Chef Rafael Grossi sagte laut Mitteilung zu dem mutmaßlichen Drohnenbeschuss: „Sollte sich dieser Bericht bestätigen, wäre dies ein völlig inakzeptabler Angriff in der Nähe eines großen Atomkraftwerks. Wer auch immer hinter solchen Angriffen steckt, spielt mit dem Feuer. Das muss sofort aufhören.“ (dpa)

Feuerwehrleute löschen einen Brand, der durch russische Angriffe in Charkiw ausgelöst wurde. 
Mindestens ein Toter bei russischem Angriff in ukrainischer Region Charkiw
Feuerwehrleute löschen einen Brand, der durch russische Angriffe in Charkiw ausgelöst wurde. 
Feuerwehrleute löschen einen Brand, der durch russische Angriffe in Charkiw ausgelöst wurde.  Credit: Press service of the State Emergency Service of Ukraine in Kharkiv region/Handout via REUTERS

Bei einem russischen Drohnenangriff in der ukrainischen Region Charkiw ist am Mittwoch mindestens ein Mensch getötet worden. Wie Regionalgouverneur Oleh Synehubow im Onlinedienst Telegram mitteilte, wurde zudem ein weiterer Mensch verletzt. Die Angriffe hätten einen Bauernhof im Dorf Boriwskje getroffen. Dadurch seien Lagerhäuser und Autos in Brand geraten.

Überdies wurde dem Gouverneur zufolge ein weiterer Bauernhof in einem anderen Dorf durch russischen Granatenbeschuss getroffen. Verletzt worden sei jedoch niemand.

Charkiws Bürgermeister Igor Terechow meldete seinerseits bei Telegram einen russischen Angriff auf den Stadtbezirk Nowobawarskyj. (AFP)

Bericht: USA stoppen einige Waffenlieferungen an Ukraine

Die USA stoppen einem Medienbericht zufolge einige Lieferungen von Luftabwehrraketen und anderen Präzisionsgeschossen an die Ukraine. Grund seien Bedenken, dass die US-Bestände zu niedrig seien, berichtet das Magazin „Politico“ unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Entscheidung sei bereits Anfang Juni getroffen worden, trete aber erst jetzt in Kraft. Es handele sich um Hilfen, die noch von der Vorgängerregierung unter Präsident Joe Biden zugesagt worden seien. (dpa)

Macron und Putin telefonieren erstmals seit mehr als zwei Jahren

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Kremlchef Wladimir Putin haben erstmals seit September 2022 miteinander telefoniert. Dabei ging es nach übereinstimmenden Angaben aus Paris und Moskau um den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Situation im Nahen Osten.

Macron forderte Putin dem Elysée-Palast zufolge in dem gut zweistündigen Telefongespräch auf, „so schnell wie möglich“ einer Waffenruhe im Ukraine-Krieg zuzustimmen und betonte auch die „territoriale Integrität der Ukraine“. Putin wiederum sagte nach Angaben des Kremls, dass „der Ukraine-Konflikt eine direkte Folge der Politik der westlichen Staaten“ sei.

Mit Blick auf den Iran hätten beide Präsidenten den Angaben zufolge beschlossen, bald wieder miteinander darüber zu sprechen. Demnach seien sie sich einig gewesen, dass der Nahost-Konflikt auf diplomatischem Wege beigelegt werden müsse. (dpa, AFP)

Unterstützungszahlungen

Ob die Ukraine langfristig eine Chance gegen die übermächtigen russischen Streitkräfte hat, hängt davon ab, wie viel Ausrüstung und finanzielle Unterstützung sie bekommt. Die folgende Grafik gibt einen Überblick, welche Staaten bisher wie viel Unterstützung leisten. Mehr dazu lesen Sie hier.

Internationale Unterstützung für die Ukraine
Bisherige Gesamtsumme zugesagter Hilfen: 387,58 Mrd. €
absolut
pro Kopf
in % des BIP
Direkte bilaterale Hilfen
Hilfen über die EU
Australien
1,01
Österreich
3,7
Belgien
6,01
Bulgarien
0,7
Kanada
12,39
Kroatien
0,75
Zypern
0,18
Tschechien
2,92
Dänemark
12,19
Estland
1,4
Finnland
4,9
Frankreich
26,5
Deutschland
47,95
Griechenland
1,48
Ungarn
1,09
Island
0,075
Irland
2,07
Italien
15,77
Japan
16,84
Lettland
0,79
Litauen
1,42
Luxemburg
0,68
Malta
0,095
Niederlande
15,6
Neuseeland
0,061
Norwegen
14,99
Polen
9,07
Portugal
2,11
Südkorea
3,05
Rumänien
2,1
Slowakei
1,4
Slowenien
0,45
Spanien
12,29
Schweden
13,39
Schweiz
5,76
Türkei
0,071
UK
27,25
USA
118,99 Mrd. €
China
0,0023
Taiwan
0,084
Indien
0,0027
Mehr anzeigen
Die zugesagten Hilfen pro Land umfassen finanzielle, humanitäre und militärische Unterstützung. Die Daten umfassen den Zeitraum vom 24.1.2022 bis zum 28.02.2025.

Folgen des Krieges

Seit der Invasion flüchten Menschen aus der Ukraine in die Nachbarländer. In manchen Ländern suchen bisher besonders viele Menschen Zuflucht:

Wohin Menschen aus der Ukraine fliehen
Geflüchtete gelten als registriert, wenn sie unter dem temporären Schutz eines Drittstaates stehen. Eine Person wird in der Regel nur einmal erfasst. Grenzübertritte sind Übergänge von der Ukraine in einen Nachbarstaat. Eine Person kann hier mehrfach erfasst werden. Alle Daten werden ab dem 24. Februar 2022 erhoben. Ein Punkt repräsentiert 8000 Personen.
Daten: UNHCR

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