Krieg in der Ukraine:
Aktuelle Karten, Grafiken und Nachrichten zur russischen Invasion

aktualisiert am 03. November, 17:35 Uhr
Eine interaktive Karte, die den aktuellen Verlauf der Front im Ukraine-Krieg zeigt, Regionen, an denen es derzeit starke Angriffe gibt, sowie die von Russland besetzten Gebiete. Über der Karte befindet sich ein Newsblog, der die wichtigsten Geschehnisse des Tages zusammenfasst. Mithilfe eines Sliders lässt sich in der Zeit zurückgehen, sodass man die Entwicklung des Frontverlaufs seit Kriegsbeginn verfolgen kann.

Die Karte gibt einen möglichst aktuellen und sachlichen Überblick der Situation in der Ukraine. Sie zeigt, welche Gebiete russische Streitkräfte oder Separatisten großteils kontrollieren und welche Gebiete die Ukraine weiterhin verteidigen kann oder zurückerobert.

Die Entwicklung der Kämpfe

Genaue Informationen zur tatsächlichen Anzahl von Kämpfen, Beschuss und Schlachten am Boden zu bekommen ist extrem schwer. Die amerikanische Nichtregierungsorganisation ACLED wertet deshalb tausende Berichte zu Konfliktereignissen von verschiedenen ukrainischen und internationalen Quellen aus. Dazu kooperiert die NGO auch mit lokalen Projekten in der Ukraine, die Informationen vor Ort beisteuern. Das sind die letzten verfügbaren Zahlen:

So verändert sich die Zahl der Angriffe
1494
letzte Woche, 1457 in der Vorwoche
250
500
750
1000
1494
2022
2023
2024
Kampfhandlungen beider Seiten pro Woche, Datenstand: 5.9., letzte Aktualisierung: 15.9. Bereits vor dem russischen Einmarsch kam es in den Separatistengebieten zu Angriffen.

Diese Erhebungen enthalten auch Informationen zur Art der Angriffe. Und es ist vermerkt, welche Kriegspartei wen angegriffen hat.

Der Krieg wird vor allem auf Distanz geführt
Luft-, Raketen- und Artillerieangriffe von russischer und ukrainischer Seite
200
400
600
800
806
200
72
Bodenkämpfe (beider Armeen)
200
400
598
2022
2023
2024
Angriffe nach Kriegspartei und Art, Datenstand: 5.9., letzte Aktualisierung: 15.9. Luft-, Raketen- und Artillerieangriffe umfassen Ereignisse, in denen ein Ziel aus der Ferne angegriffen wurde. Bodenkämpfe umfassen direkte Zusammenstöße beider Armeen. Bereits vor dem russischen Einmarsch kam es in den Separatistengebieten zu Angriffen.

Live-Newsblog

Alle aktuellen Reaktionen, Entwicklungen und Verhandlungen zur Ukraine-Krise lesen Sie in unserem Nachrichtenblog:

Ukraine meldet Gebietsgewinne bei Dobropillja

Die ukrainischen Truppen erobern nach Angaben von Armeechef Olexandr Syrskyj nahe der Stadt Dobropillja 188 Quadratkilometer von Russland zurück. Zudem sei die Kontrolle über weitere 250 Quadratkilometer übernommen worden, die zuvor von keiner Seite gehalten worden sei, teilt Syrskyj weiter mit.

Der Vormarsch solle die russischen Streitkräfte zwingen, ihren Fokus von der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk abzulenken. Dobropillja liegt etwa 35 Kilometer nördlich von Pokrowsk. (Reuters)

Analyse sieht Russland in der Ukraine stetig vorrücken

Die russische Armee setzt ihren Vormarsch in der Ukraine laut einer Analyse der Nachrichtenagentur AFP langsam, aber stetig fort. Die Truppen Moskaus eroberten im Oktober 461 Quadratkilometer, wie aus AFP-Berechnungen auf Basis von Zahlen des in Washington ansässigen Instituts für Kriegsstudien (ISW) hervorgeht. Dies ist etwas mehr als im September, als 447 Quadratkilometer ukrainischen Territoriums von der russischen Armee eingenommen wurden.

Am stärksten war der russische Vormarsch den Berechnungen zufolge in der Region Donezk, wo allein 169 Quadratkilometer erobert wurden – also durchschnittlich gut fünf Quadratkilometer pro Tag. Besonders rings um die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk konnten die Truppen Moskaus Geländegewinne erzielen. Militärbeobachter vermuten, dass der Ballungsraum rings um Pokrowsk bald eingekesselt werden und letztlich unter russische Kontrolle geraten könnte. (AFP)

Drei Tage nacheinander Drohnen über belgischem Militärstützpunkt gesichtet

Über einem Militärstützpunkt in Belgien sind an drei aufeinanderfolgenden Tagen verdächtige Drohnen gesichtet worden. Am Sonntagabend seien vier Drohnen über dem Luftwaffenstützpunkt Kleine-Brogel nahe der niederländischen Grenze gesichtet worden, zitierte die belgische Nachrichtenagentur Belga am Montag Bürgermeister Steven Matheï, der auf entsprechende Aussagen der Sicherheitskräfte verwies.

Am Freitag- und Samstagabend hatte es ähnliche Vorfälle gegeben. Den Angaben zufolge stieg am Sonntag wegen der Drohnensichtung ein Polizeihubschrauber auf. Die Drohnen seien schließlich in Richtung Niederlande verschwunden, hieß es weiter.

Belgien hatte nach den ersten beiden Vorfällen bereits am Sonntag Ermittlungen eingeleitet. Es habe sich „nicht um einen einfachen Überflug“ gehandelt, sondern um einen „klaren Auftrag, der auf Kleine-Brogel abzielte“, schrieb der belgische Verteidigungsminister Theo Francken im Onlinedienst X.

(AFP)

Jeder, der sich mit Verteidigung auskennt, hat das kommen sehen. Drohnen und unbemannte Waffensysteme sind der Schlüssel zu jeder zukünftigen Kriegsführung.

Theo Francken via X

Spionage für Russland: Verdächtiger in Lettland festgenommen

Die Sicherheitsbehörden in Lettland haben einen Staatsbürger des baltischen EU- und Nato-Landes wegen des Verdachts der Spionage für Russland festgenommen.

Gegen die Person werde wegen der Sammlung von Informationen über den lettischen Verteidigungssektor für den russischen Militärgeheimdienst GRU ermittelt, teilte die Sicherheitspolizei in Riga mit. Darunter seien etwa Angaben zur privaten Luftfahrtinfrastruktur und der Präsenz von Nato-Truppen in Lettland gewesen. Nähere Angaben zum Geschlecht oder zur Identität der Person, die sich derzeit in Untersuchungshaft befinde, machten die Behörden nicht. Die Ermittlungen dauerten an. (dpa)

Toter und Verletzte nach russischem Angriff auf Sumy

Bei neuen russischen Drohnenangriffen ist in der Region Sumy im Nordosten der Ukraine mindestens ein Mensch getötet worden. Einsatzkräfte zogen die Leiche aus den Trümmern eines Hauses, drei Verletzte wurden lebend geborgen, wie die Gebietsverwaltung mitteilte.

Die Region ist immer wieder Ziel russischer Angriffe. Die ukrainische Flugabwehr teilte mit, dass Russland in der Nacht mit 138 Drohnen und mit einem Dutzend Raketen, darunter auch die Typen Kinschal und Iskander, angegriffen habe. Die meisten Drohnen und eine Rakete seien abgefangen worden. Einschläge habe es in elf Orten gegeben, hieß es. Details nannten die Luftstreitkräfte nicht. (dpa)

Russland baut Beziehungen zu China angesichts von Sanktionen aus

Um die Beziehungen zu China vor dem Hintergrund westlicher Sanktionen zu vertiefen, ist der russische Ministerpräsident Michail Mischustin am Montag zu einem zweitägigen Besuch nach China aufgebrochen. Der Kreml misst der Reise nach eigenen Angaben eine „sehr große Bedeutung“ bei. Geplant sind Gespräche mit Premierminister Li Qiang und Präsident Xi Jinping.

Kurz vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine hatten beide Länder im Februar 2022 eine Partnerschaft „ohne Grenzen“ vereinbart. Seither wendet sich Moskau verstärkt Peking zu, um die Wirkung der Sanktionen abzumildern. Bereits am Sonntag hatten Vertreter beider Regierungen über eine Ausweitung des Handels mit Rohstoffen wie Kupfer und Nickel sowie Agrargütern beraten. (Reuters)


Update: Russische Truppen versuchen offenbar, sich in Pokrowsk festzusetzen

Russische Einheiten, die nach Pokrowsk eingedrungen sind, versuchen sich festzusetzen und Beobachtungsposten einzurichten, sagte der ukrainische Offizier Serhij Zechotskyj dem ukrainischen TV-Sender Suspilne Donbas. „Die Situation ist sehr schwierig, anders kann man sie nicht beschreiben. Der Feind versucht weiter vorzudringen, Beobachtungsposten zu errichten und Kräfte zu sammeln. Der Gegner wird jedoch zermürbt und verliert an Stärke“, sagte Zechotskyj.

Nach seinen Worten gehen die russischen Truppen in einigen Stadtteilen bereits zur Verteidigung über, anstatt weiter anzugreifen. Er fügte hinzu, dass die Lage in Pokrowsk angesichts der dichten Bebauung und der zahlenmäßigen Überlegenheit des Feindes äußerst angespannt bleibe.

Russland meldete am Montag einen Vormarsch seiner Truppen in der Stadt. Die eigenen Truppen hätten eingekesselte ukrainische Verbände in der Nähe des Bahnhofs und des Industriegebiets besiegt, teilte das Verteidigungsministerium am Montag mit. Zudem seien sie in den Stadtteil Prigorodny eingedrungen und hätten sich dort eingegraben.

Auf dem ukrainischen Open-Source-Kartenprojekt Deep State waren russische Truppen zu sehen, die einen kleinen Teil des Südens der Stadt kontrollierten. Der größte Teil wird jedoch als Grauzone dargestellt, die von keiner der beiden Seiten vollständig kontrolliert wird. (Yulia Valova, Reuters, AFP)

Unterstützungszahlungen

Ob die Ukraine langfristig eine Chance gegen die übermächtigen russischen Streitkräfte hat, hängt davon ab, wie viel Ausrüstung und finanzielle Unterstützung sie bekommt. Die folgende Grafik gibt einen Überblick, welche Staaten bisher wie viel Unterstützung leisten. Mehr dazu lesen Sie hier.

Internationale Unterstützung für die Ukraine
Bisherige Gesamtsumme zugesagter Hilfen: 387,58 Mrd. €
absolut
pro Kopf
in % des BIP
Direkte bilaterale Hilfen
Hilfen über die EU
Australien
1,01
Österreich
3,7
Belgien
6,01
Bulgarien
0,7
Kanada
12,39
Kroatien
0,75
Zypern
0,18
Tschechien
2,92
Dänemark
12,19
Estland
1,4
Finnland
4,9
Frankreich
26,5
Deutschland
47,95
Griechenland
1,48
Ungarn
1,09
Island
0,075
Irland
2,07
Italien
15,77
Japan
16,84
Lettland
0,79
Litauen
1,42
Luxemburg
0,68
Malta
0,095
Niederlande
15,6
Neuseeland
0,061
Norwegen
14,99
Polen
9,07
Portugal
2,11
Südkorea
3,05
Rumänien
2,1
Slowakei
1,4
Slowenien
0,45
Spanien
12,29
Schweden
13,39
Schweiz
5,76
Türkei
0,071
UK
27,25
USA
118,99 Mrd. €
China
0,0023
Taiwan
0,084
Indien
0,0027
Mehr anzeigen
Die zugesagten Hilfen pro Land umfassen finanzielle, humanitäre und militärische Unterstützung. Die Daten umfassen den Zeitraum vom 24.1.2022 bis zum 28.02.2025.

Folgen des Krieges

Seit der Invasion flüchten Menschen aus der Ukraine in die Nachbarländer. In manchen Ländern suchen bisher besonders viele Menschen Zuflucht:

Wohin Menschen aus der Ukraine fliehen
Geflüchtete gelten als registriert, wenn sie unter dem temporären Schutz eines Drittstaates stehen. Eine Person wird in der Regel nur einmal erfasst. Grenzübertritte sind Übergänge von der Ukraine in einen Nachbarstaat. Eine Person kann hier mehrfach erfasst werden. Alle Daten werden ab dem 24. Februar 2022 erhoben. Ein Punkt repräsentiert 8000 Personen.
Daten: UNHCR

Neueste Artikel zum Krieg

Ukraine-Invasion, Tag 1348: Die Flucht vor russischer Besatzung – und warum viele zurückkehren
Auch Russland rückt von raschem Trump-Putin-Treffen ab, Trump will doch keine Tomahawk-Raketen liefern, weitere Patriot-Systeme in der Ukraine eingetroffen. Der Überblick am Abend.
Ukraine-Invasion, Tag 1345: Wie Selenskyj Trump-Wähler auf seine Seite zieht
Russland soll verbotenen Marschflugkörper eingesetzt haben, Kamel von der Front gerettet – und Trumps jüngste diplomatische Offensive scheiterte offenbar an Russlands Unnachgiebigkeit. Der Überblick am Abend.
Kulturbrauerei als Schmelztiegel des Ostblocks: Wo in Prenzlauer Berg eine osteuropäische Gemeinschaft floriert
In den Mauern der Kulturbrauerei trifft sich seit Jahren die PANDA platforma – geführt von einer Managerin aus St. Petersburg. Wer ist Svetlana Müller und was leistet ihr Projekt für Berlin?
Veränderte Kriegsführung in der Ukraine: „Derzeit kommt auf jeden Soldaten an der Front mindestens eine Drohne“
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die Kriegsführung insgesamt verändert – etwa durch den massiven Einsatz von Drohnen. Wie Militärexperten das einordnen.
Ukraine-Invasion, Tag 1342: Tomahawks? Den Soldaten mangelt es an grundlegendem Equipment
Russland jagt ukrainische Zivilisten mit Drohnen, KI-Chatbots verbreiten russische Propaganda, Ungarn will „Ukraine-skeptisches“ Bündnis schmieden. Der Überblick am Abend.
Putin-Vertrauter Dmitri Kosak : Das ist der Mann, der als einziger im Kreml den Krieg kritisieren durfte
Dmitri Kosak konnte es sich erlauben, sich Russlands Präsidenten Putin zu widersetzen – ohne dafür bestraft zu werden. Doch wie kam er so weit? Und kann er sich wirklich in Sicherheit wiegen?
mehr Artikel anzeigen