Krieg in der Ukraine:
Aktuelle Karten, Grafiken und Nachrichten zur russischen Invasion

aktualisiert am 23. Oktober, 13:50 Uhr
Eine interaktive Karte, die den aktuellen Verlauf der Front im Ukraine-Krieg zeigt, Regionen, an denen es derzeit starke Angriffe gibt, sowie die von Russland besetzten Gebiete. Über der Karte befindet sich ein Newsblog, der die wichtigsten Geschehnisse des Tages zusammenfasst. Mithilfe eines Sliders lässt sich in der Zeit zurückgehen, sodass man die Entwicklung des Frontverlaufs seit Kriegsbeginn verfolgen kann.

Die Karte gibt einen möglichst aktuellen und sachlichen Überblick der Situation in der Ukraine. Sie zeigt, welche Gebiete russische Streitkräfte oder Separatisten großteils kontrollieren und welche Gebiete die Ukraine weiterhin verteidigen kann oder zurückerobert.

Die Entwicklung der Kämpfe

Genaue Informationen zur tatsächlichen Anzahl von Kämpfen, Beschuss und Schlachten am Boden zu bekommen ist extrem schwer. Die amerikanische Nichtregierungsorganisation ACLED wertet deshalb tausende Berichte zu Konfliktereignissen von verschiedenen ukrainischen und internationalen Quellen aus. Dazu kooperiert die NGO auch mit lokalen Projekten in der Ukraine, die Informationen vor Ort beisteuern. Das sind die letzten verfügbaren Zahlen:

So verändert sich die Zahl der Angriffe
1494
letzte Woche, 1457 in der Vorwoche
250
500
750
1000
1494
2022
2023
2024
Kampfhandlungen beider Seiten pro Woche, Datenstand: 5.9., letzte Aktualisierung: 15.9. Bereits vor dem russischen Einmarsch kam es in den Separatistengebieten zu Angriffen.

Diese Erhebungen enthalten auch Informationen zur Art der Angriffe. Und es ist vermerkt, welche Kriegspartei wen angegriffen hat.

Der Krieg wird vor allem auf Distanz geführt
Luft-, Raketen- und Artillerieangriffe von russischer und ukrainischer Seite
200
400
600
800
806
200
72
Bodenkämpfe (beider Armeen)
200
400
598
2022
2023
2024
Angriffe nach Kriegspartei und Art, Datenstand: 5.9., letzte Aktualisierung: 15.9. Luft-, Raketen- und Artillerieangriffe umfassen Ereignisse, in denen ein Ziel aus der Ferne angegriffen wurde. Bodenkämpfe umfassen direkte Zusammenstöße beider Armeen. Bereits vor dem russischen Einmarsch kam es in den Separatistengebieten zu Angriffen.

Live-Newsblog

Alle aktuellen Reaktionen, Entwicklungen und Verhandlungen zur Ukraine-Krise lesen Sie in unserem Nachrichtenblog:

Selenskyj: China ist nicht an ukrainischem Sieg interessiert

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat China erneut Hilfe für Kriegsgegner Russland vorgeworfen. „China hilft uns nicht und ist nicht an unserem Sieg interessiert“, sagte der Ukrainer auf einer Pressekonferenz beim EU-Gipfel in Brüssel. Peking habe auch kein Interesse an einer Niederlage oder einer Schwächung von Russland. „Deswegen helfen sie Russland“, unterstrich er. Trotz mehrerer Telefongespräche gebe es auch keinen permanenten Dialog mit dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping. Wenngleich Peking auch zugesichert habe, keine Waffen an Moskau zu liefern.

Die Ukraine ist ähnlich wie Russland abhängig von chinesischen Lieferungen von Einzelteilen für den Bau von kriegswichtigen Drohnen. Das osteuropäische Land wehrt sich seit mehr als dreieinhalb Jahren mit westlicher Hilfe gegen eine russische Invasion. China positioniert sich offiziell als neutral und beteiligt sich bisher auch nicht an westlichen Sanktionen gegen seinen Nachbarstaat. (dpa)

Treffen der Koalition der Willigen in London

Einen Tag nach dem EU-Gipfel trifft sich am Freitag in London die sogenannte Koalition der Willigen, um über die weitere Unterstützung für die Ukraine in ihrem Verteidigungskrieg gegen Russland zu beraten. Für Deutschland wird Außenminister Johann Wadephul (CDU) an dem Treffen teilnehmen, wie die Bundesregierung mitteilte. Bei den Beratungen stehe das Ziel im Mittelpunkt, den „Druck auf Russland maximal zu erhöhen“ und „die Ukraine bestmöglich und durchhaltefähig zu unterstützen“, hieß es in Berlin.

Zu der „Koalition der Willigen“ haben sich rund 30 überwiegend europäische Staaten zusammengeschlossen, um die gemeinsame Unterstützung für die Ukraine abzustimmen und zu bündeln. Frankreich, Großbritannien und Deutschland nehmen in der Koalition eine Führungsrolle ein. (AFP)

Selenskyj: Brauchen im Jahr 2026 Reparationsdarlehen

Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj benötigt die Ukraine das in der EU diskutierte Reparationsdarlehen bereits im kommenden Jahr. „Wir brauchen es im Jahr 2026 und es wäre besser, es gleich zu Beginn des Jahres zu haben“, sagte Selenskyj beim EU-Gipfel in Brüssel. Er wisse jedoch nicht, ob dies möglich sei, fügte er hinzu. „Nicht alles hängt von uns ab“, so der Präsident.

Zur Debatte steht, einen großen Teil der in der EU eingefrorenen russischen Vermögenswerte zu nutzen, um der Ukraine Darlehen in Höhe 140 Milliarden Euro zu geben. Für die Pläne, die vor allem von Bundeskanzler Friedrich Merz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorangetrieben werden, steht ein formaler Vorschlag der EU-Kommission noch aus.

Selenskyj erklärte, das russische Geld für Rüstungsgüter aus der Ukraine, der Europäischen Union und den USA nutzen zu wollen. In erster Linie gehe es dabei um die ukrainische Produktion, etwa von Drohnen und Systemen der elektronischen Kriegsführung. Das sei „günstiger und schneller“, so Selenskyj. Aus Europa würden etwa Aufklärungsdrohnen benötigt. (dpa)

Update (19.05 Uhr): Putin kritisiert US-Sanktionen, warnt vor Tomahawk-Lieferung

Russlands Präsident Wladimir Putin hat die neuen US-Sanktionen gegen sein Land verurteilt und scharf vor einer Lieferung von weitreichenden Marschflugkörpern an die Ukraine gewarnt. Spekulationen über eine mögliche Freigabe von US-Marschflugkörpern an die Ukraine zum Beschuss Russlands bezeichnete Putin als Eskalationsversuch. „Aber wenn mit solchen Waffen Schläge gegen russisches Territorium geführt werden, dann wird die Antwort sehr ernst ausfallen, um nicht zu sagen niederschmetternd“, drohte er bei einem Gespräch mit kremlnahen Journalisten.

Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Sanktionen gegen die russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil kritisierte Putin ebenfalls. Sie dienten wohl dem Zweck, Druck auf Moskau auszuüben, würden aber nicht zur Verbesserung des russisch-amerikanischen Verhältnisses beitragen, meinte er. Zugleich zeigte sich der 73-Jährige überzeugt, dass die Sanktionen zwar Folgen hätten, „aber nicht wesentlich auf unser wirtschaftliches Befinden wirken“.

Zudem geht Putin davon aus, dass es noch ein Treffen von ihm und Trump geben wird. „Jetzt sehe ich, dass der Präsident der USA in einer Erklärung entschieden hat, dieses Treffen abzusagen oder zu verschieben“, sagte er im Staatsfernsehen. Höchstwahrscheinlich spreche Trump von einer Verlegung. (dpa)

Boris Pistorius (SPD), Bundesminister der Verteidigung, und John Healey, Verteidigungsminister von Großbritannien, verabschieden sich auf der Royal Airbase in Lossiemouth vor dem Seefernaufklärer Poseidon P8.
Pistorius „skeptisch“ hinsichtlich der Umsetzung der angekündigten US-Sanktionen

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat zurückhaltend auf die Ankündigungen der US-Regierung zu Sanktionen gegen die größten russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil reagiert. Aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Monate sei er „ein kleines bisschen skeptisch“, dass die US-Sanktionen tatsächlich kommen, sagte Pistorius am Donnerstag auf der britischen Luftwaffenbasis Lossiemouth. Von der Regierung von US-Präsident Donald Trump habe es solche Ankündigungen schon früher gegeben, doch dann habe es keine Sanktionen gegeben.

Doch zeigte sich Pistorius zugleich „optimistisch“, dass diesmal die angekündigten US-Sanktionen auch umgesetzt werden. Es gehe darum, den Druck auf Moskau zu erhöhen, damit Russland die Angriffe gegen die Ukraine einstelle und „an den Verhandlungstisch kommt“, sagte Pistorius vor Journalisten. Er besuchte den in Schottland gelegenen Stützpunkt zusammen mit seinem britischen Kollegen John Healey.

Healey begrüßte die angekündigten US-Sanktionen beim gemeinsamen Presseauftritt mit Pistorius als „wirklich wichtigen neuen Schritt“. Er verwies darauf, dass seine Regierung bereits in der vergangenen Woche Sanktionen gegen Rosneft und Lukoil verhängt hatte. Durch die Strafmaßnahmen werde der russische Staatschef Wladimir Putin unter Druck gesetzt, damit er erkenne, dass er den Krieg gegen die Ukraine „nicht gewinnen“ könne. (AFP)

Boris Pistorius (SPD), Bundesminister der Verteidigung, und John Healey, Verteidigungsminister von Großbritannien, verabschieden sich auf der Royal Airbase in Lossiemouth vor dem Seefernaufklärer Poseidon P8.
Boris Pistorius (SPD), Bundesminister der Verteidigung, und John Healey, Verteidigungsminister von Großbritannien, verabschieden sich auf der Royal Airbase in Lossiemouth vor dem Seefernaufklärer Poseidon P8. Credit: dpa/Kay Nietfeld
Drei mutmaßliche Helfer russischer Geheimdienste in London festgenommen

In Großbritannien sind drei Männer festgenommen worden, die russischen Geheimdiensten geholfen haben sollen. Die Männer im Alter von 44, 45 und 48 Jahren befänden sich in Gewahrsam und würden von der Anti-Terror-Polizei wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das nationale Sicherheitsgesetz verhört, teilte die Polizei in der britischen Hauptstadt London am Donnerstag mit, wo die Männer festgenommen worden waren.

„Wir sehen eine zunehmende Anzahl von Personen, die wir als ‚Stellvertreter‘ bezeichnen würden und die von ausländischen Geheimdiensten rekrutiert werden, und diese Festnahmen stehen direkt im Zusammenhang mit unseren laufenden Bemühungen, diese Art von Aktivitäten zu unterbinden“, sagte der Leiter der Anti-Terror-Einheit der Londoner Polizei, Dominic Murphy.

Vergangene Woche hatte der Chef des britischen Inlandsgeheimdiensts MI5, Ken McCallum, darauf verwiesen, dass Russland, China und der Iran einen dramatischen Anstieg der ausländischen Bedrohungen Großbritanniens verursacht hätten. Er sagte, britische Dienste würden immer wieder Pläne von ausländischen Staaten zur Überwachung, Sabotage, Brandstiftung oder zu physischen Gewaltakten in Großbritannien aufdecken. (AFP)

Die neuen US-Sanktionen gegen Russland treffen nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums nicht die deutschen Tochtergesellschaften des Ölkonzerns Rosneft.

Man gehe davon aus, dass sich die Maßnahmen nicht gegen die unter Treuhand des deutschen Staates geführten Töchter richteten, teilt das Ministerium mit. Diese seien sowohl durch EU-Sanktionen als auch durch die Treuhandverwaltung von ihrer russischen Muttergesellschaft abgekoppelt. Ihr Geschäftsbetrieb könne daher nicht von Russland aus gesteuert werden und führe auch nicht zu Einnahmen für die russische Muttergesellschaft oder den russischen Staat. Die USA hatten zuvor weitere Sanktionen gegen den russischen Öl-Sektor und das Staatsunternehmen Rosneft beschlossen. (Reuters)

Unterstützungszahlungen

Ob die Ukraine langfristig eine Chance gegen die übermächtigen russischen Streitkräfte hat, hängt davon ab, wie viel Ausrüstung und finanzielle Unterstützung sie bekommt. Die folgende Grafik gibt einen Überblick, welche Staaten bisher wie viel Unterstützung leisten. Mehr dazu lesen Sie hier.

Internationale Unterstützung für die Ukraine
Bisherige Gesamtsumme zugesagter Hilfen: 387,58 Mrd. €
absolut
pro Kopf
in % des BIP
Direkte bilaterale Hilfen
Hilfen über die EU
Australien
1,01
Österreich
3,7
Belgien
6,01
Bulgarien
0,7
Kanada
12,39
Kroatien
0,75
Zypern
0,18
Tschechien
2,92
Dänemark
12,19
Estland
1,4
Finnland
4,9
Frankreich
26,5
Deutschland
47,95
Griechenland
1,48
Ungarn
1,09
Island
0,075
Irland
2,07
Italien
15,77
Japan
16,84
Lettland
0,79
Litauen
1,42
Luxemburg
0,68
Malta
0,095
Niederlande
15,6
Neuseeland
0,061
Norwegen
14,99
Polen
9,07
Portugal
2,11
Südkorea
3,05
Rumänien
2,1
Slowakei
1,4
Slowenien
0,45
Spanien
12,29
Schweden
13,39
Schweiz
5,76
Türkei
0,071
UK
27,25
USA
118,99 Mrd. €
China
0,0023
Taiwan
0,084
Indien
0,0027
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Die zugesagten Hilfen pro Land umfassen finanzielle, humanitäre und militärische Unterstützung. Die Daten umfassen den Zeitraum vom 24.1.2022 bis zum 28.02.2025.

Folgen des Krieges

Seit der Invasion flüchten Menschen aus der Ukraine in die Nachbarländer. In manchen Ländern suchen bisher besonders viele Menschen Zuflucht:

Wohin Menschen aus der Ukraine fliehen
Geflüchtete gelten als registriert, wenn sie unter dem temporären Schutz eines Drittstaates stehen. Eine Person wird in der Regel nur einmal erfasst. Grenzübertritte sind Übergänge von der Ukraine in einen Nachbarstaat. Eine Person kann hier mehrfach erfasst werden. Alle Daten werden ab dem 24. Februar 2022 erhoben. Ein Punkt repräsentiert 8000 Personen.
Daten: UNHCR

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