Nach diesen gravierenden Veränderungen dürfte die Regierungsbildung schwierig werden. Unklar ist, welchen Einfluss das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das zum ersten Mal bei Landtagswahlen antrat, auf die Koaltionsverhandlungen hat. Klar ist aber: Das zukünftige Parlament wird anders aussehen als zuvor.
Denn CDU und AfD erreichen zusammen mehr als 60 Prozent der Sitze im Thüringer Landtag. Insgesamt schaffen es nur fünf Parteien in den Landtag. Grüne und FDP sind nicht mehr vertreten.
Mit dem Rekordergebnis von AfD und BSW – und den extrem niedrigen Ergebnissen von Grünen, FDP und SPD – sind die Optionen für eine Regierungsbildung sehr eingeschränkt. Dazu kommt, dass sich die CDU klar gegen eine Regierung mit der AfD ausgesprochen hat. Welche Koalitionen sind möglich, welche nicht?
Fest steht: Nach zehn Jahren wird Bodo Ramelow den Posten des Ministerpräsidenten räumen müssen. Dabei hatten Umfragen von Infratest Dimap gezeigt, dass die Mehrheit der Thüringer zufrieden mit der politischen Arbeit von Bodo Ramelow ist: 51 Prozent der Befragten gaben das jedenfalls an.
Allerdings scheint die Beliebtheit seiner Person nahezu völlig von der Zufriedenheit der Menschen mit seiner rot-rot-grünen Regierung entkoppelt zu sein. Die sank Infratest Dimap zufolge jedenfalls rapide – und spiegelt sich in den Wahlkarten wider.
Ramelows Herausforderer Mario Voigt von der CDU ist laut Umfragen nicht mal halb so beliebt wie der langjährige Ministerpräsident (22 Prozent sind mit seiner Arbeit zufrieden). Dennoch wünschten sich immerhin 39 Prozent der Befragten, die CDU möge die neue Landesregierung führen. Die AfD lag bei dieser Frage nur an zweiter Stelle.
Voigt kündigte am Mittwoch erste Treffen mit SPD und BSW bereits diese Woche an. Der CDU-Spitzenkandidat sprach aber von „Optionsgesprächen“ zur Abklärung „inhaltlicher Grundlagen“ einer etwaigen Zusammenarbeit. Es handle sich nicht um Sonderierungsgespräche. Thüringer Linken-Chefin brachte außerdem eine rot-rot-rote Minderheitsregierung ins Spiel. Eine Koalition mit der AfD lehnen alle Parteien ab.
So unklar ist, wer künftig in Thüringen regieren wird, so eindeutig sind die Bedürfnisse der Thüringer aus Infratest-Dimap-Umfragen herauszulesen: Kriminalität – beziehungsweise ihre Bekämpfung – und innere Sicherheit waren für die Menschen wahlentscheidend, ebenso wie soziale Sicherheit.
Niemand mag verlieren, was er hat. Und so blicken nun alle einer höchst unsicheren Zukunft entgegen.