Interaktive Wahlanalyse zu Sachsen:
Menschen wählen, nicht Landschaften
Das Beispiel Leipzig zeigt, wie sich die politische Landkarte in ganz Sachsen verändert hat. Selbst in der als liberal geltenden Großstadt, in der viele Studierende und Künstler leben, landen die Rechten auf dem zweiten Platz, die Grünen verloren 6,1 Prozentpunkte und liegen weit abgeschlagen hinter CDU und AfD.
Und auch das populistisch-nationale BSW liegt mit 10,3 Prozent in Leizpig nur knapp hinter Grünen und Linken, die 12,1 beziehungsweise 13,2 Prozent der Stimmen erhielten.
Zwar zog die Wagenknecht-Partei in Sachsen die meisten Wähler von der schwächelnden Linken ab. Aber auch Wähler von CDU, AfD, SPD und Grünen gaben ihre Stimmen dem BSW.
Das Erstarken der Populisten von BSW und AfD droht die Koalitionsbildung schwierig zu machen. traditionell demokratische Bündnisse, zum Beispiel Große Koalition, Schwarz-Grün oder Kenia, haben keine Mehrheit mehr. Die Ampel schon gar nicht.
Mit dem Rekordergebnis von AfD und BSW – und den extrem niedrigen Ergebnissen von Grünen, FDP und SPD – sind die Optionen für eine Regierungsbildung sehr eingeschränkt. Dazu kommt, dass sich die CDU außerdem klar gegen eine Regierung mit der AfD ausgesprochen hat. Rechnerisch möglich sind folgende Koalitionen.
Aber: Nur weil Koalitionen rechnerisch möglich sind, heißt es nicht, dass die politisch gewollt sind. Und umgekehrt: Nur, weil sie nicht gewollt sind, heißt das nicht unbedingt, dass es sie nicht doch geben wird. Und so erscheint kurz nach der Wahl in Sachsen alles offen, aber nichts möglich.
Das neue Parlament jedenfalls wird anders aussehen als je zuvor. Das BSW wird mit 15 Sitzen die drittstärkste Fraktion im Sächsischen Landtag. AfD und CDU haben nur noch einen Abstand von zwei Sitzen. Die FDP hat es nicht in den Landtag in Sachsen geschafft. Die Linke kam nur durch Direktmandate gerade noch ins Parlament.
Was zeigen die Karten?
Die Karten zeigen die Ergebnisse der Zweitstimmen auf Ebene der Gemeinden. Klassischerweise zeigen Wahlkarten die Gebiete der Gemeinde in der Farbe der Partei, die dort stärkste Kraft ist. Das ermöglicht einen schnellen Überblick, verzerrt aber den Blick auf die politischen Präferenzen dort. In manchen Gemeinden liegt etwa die AfD nur knapp vorne. Außerdem haben die Gebiete unterschiedlich viele Einwohner.
In Leipzig etwa wählten über 450.000 Menschen. In Rathen, der Gemeinde Sachsens mit den wenigsten Wählern, waren es nur 216. Deshalb zeigen wir die Gemeinden außerdem als Kreise, die größer sind, je mehr Menschen dort gewählt haben.
Um einen Vergleich mit den Ergebnissen von 2019 zu ermöglichen, zeigen wir außerdem die Prozentzuwächse der Parteien im Vergleich zur letzten Landtagswahl als Pyramiden. So lässt sich sehen, wo sich besonders viel verändert hat.