Die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz war ein Triumph für die SPD: Mit 35,7 Prozent konnte die Partei von Malu Dreyer die Wahl deutlich für sich entscheiden. Damit ist eine Fortführung der bisherigen Ampelkoalition für Dreyer möglich: Mit einem Zugewinn von vier Prozentpunkten konnten die Grünen ihr Ergebnis der Landtagswahl 2016 deutlich verbessern. Die FDP verlor verglichen mit der Landtagswahl 2016 0,7 Prozentpunkte und landet knapp hinter den Grünen.
Deutlich abgeschlagen landet die CDU insgesamt auf dem zweiten Platz: Unter dem Spitzenkandidaten Christian Baldauf erlitt sie einen Verlust von 4,1 Prozentpunkten und kam auf lediglich 27,7 Prozent der Stimmen. Grund zur Freude gibt es für die Freien Wähler: Durch einen Zugewinn von 3,2 Prozentpunkten und damit 5,4 Prozent der Stimmen zieht die Partei erstmals in der Geschichte von Rheinland-Pfalz in den Landtag ein. Deutlich zurückgegangen ist bei der Landtagswahl 2021 in Rheinland-Pfalz die Wahlbeteiligung: 2016 stimmten noch 70,4 Prozent der Wahlberechtigten ab, 2021 waren es laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis lediglich 64,4 Prozent.
Eigentlich sollte die Wahl in Rheinland-Pfalz ein positives Signal für die CDU werden, doch mit einem Verlust von vier Prozentpunkten ist das gescheitert. Laut ARD/Infratest dimap verliert die Union rund 48.000 Stimmen an die SPD und 20.000 Stimmen an die Freien Wähler. Bedeutend für den Ausgang der Wahl war auch der Verlust von 17.000 CDU-Stimmen an die Grünen.
Außerdem haben rund 70.000 ehemalige CDUler sich 2021 gegen das Wählen entschieden. Starke Verluste an die Grünen muss auch die SPD hinnehmen: Rund 32.000 ehemals sozialdemokratische Wähler:innen stimmten bei der Landtagswahl 2021 für die Grünen.
Der Rückgang in der Wahlbeteiligung macht sich mit Blick auf die Wählerwanderung bei allen Parteien bemerkbar: Laut ARD/Infratest dimap verzeichnen fast alle Parteien ihre größten Verluste an die Gruppe der Nichtwähler:innen. Neben der CDU sind die Verluste auch für die AfD besonders groß: Rund 61.000 ehemalige Wähler:innen enschieden sich gegen die Teilnahme an der Wahl.
Große Unterschiede im Wahlverhalten bei der Landtagswahl 2021 in Rheinland-Pfalz gehen auf Alter und Berufsgruppe der Wählenden zurück: Laut ARD/Infratest Dimap stimmten 21 Prozent der Wähler:innen unter 25 für die Grünen, bei Wähler:innen über 60 entschieden sich nur fünf Prozent für die Partei. Auffällig ist auch die Altersverteilung bei der CDU: Nur 15 Prozent der unter 25-Jährigen wählten in Rheinland-Pfalz die CDU, mit 36 Prozent lag der Stimmanteil für die Union bei den Wählenden über 60 mehr als doppelt so hoch.
Auch der Erfolg von Ministerpräsidentin und Wahlsiegerin Malu Dreyer geht vor allem auf ältere Menschen zurück. Die Erhebungen von ARD/Infratest Dimap zeigen, dass rund 45 Prozent der Rentner:innen sich für die Sozialdemokraten entschieden. Erfolgreich war Dreyers Wahlkampf auch bei den klassischen Arbeiter:innen, von denen rund 36 Prozent die SPD wählten.
Für den erneuten Einzug der FDP in den Landtag in Mainz scheint vor allem die Gruppe der Selbstständigen verantwortlichen zu sein. Rund 16 Prozent aller selbständig tätigen Wähler:innen stimmten für die Liberalen, in keiner anderen Berufsgruppe konnte die FDP auch nur einen annähernd ähnlichen Anteil der Stimmen holen.
Die Daten zur Wählerwanderung orientieren sich an Erhebungen von ARD/Infratest dimap und basieren auf Befragungen. Sie geben die Wanderung der Wähler:innen bei den Zweitstimmen in Rheinland-Pfalz wieder. Allerdings sind diese Daten nicht unumstritten. Mit der sogenannten Wählerstromanalyse soll die Mobilität der Wähler:innen zwischen den Parteien gemessen werden. Umstritten ist allerdings, inwiefern die Befragten bei den Befragungen ihr tatsächliches Wahlverhalten angeben.
Berücksichtigt werden bei der Analyse der Wählermobilität neben dem vorläufigen amtlichen Endergebnis auch repräsentative Umfragen. Wie zuvor beschrieben erfassen die Erhebungen auch Nichtwähler:innen und Veränderungen in der Wähler:innenschaft durch Zuzug, Wegzug, Tod oder Erreichen des Wahlalters von 18 Jahren.
Trotz möglicher Ungenauigkeiten können die Daten zur Wählerwanderung einen Eindruck über Dynamiken bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz vermitteln. Für Malu Dreyer können die Daten als Bestätigung ihrer Arbeit gesehen werden, für die CDU stellen sie ein ernüchterndes Zeugnis ihrer Oppositionsarbeit seit 2016 dar.