Weil die Wahlen 2021 in Berlin chaotisch abliefen, wählen diesen Sonntag 455 von 2256 Berliner Wahlbezirken neu. Das entschied das Bundesverfassungsgericht am 19. Dezember 2023.
Auch wenn bundesweit nur knapp ein Prozent der Stimmen für ungültig erklärt, muss die ganze Zusammensetzung des Bundestages neu berechnet werden. Dadurch könnte sich nach der Wahl am 11. Februar einiges ändern.
Das Tagesspiegel Innovation Lab hat basierend auf einer Analyse von Wahlrecht.de Szenarien berechnet, wie sich die Wiederholungswahl auf den Bundestag auswirken kann, in dem derzeit 736 Abgeordnete sitzen. Bei den Erststimmen, also den Direktmandaten, sind zwar Veränderungen möglich.
Hier sind Veränderungen realistisch:
Kommt jemand über das Direktmandat neu in den Bundestag, verschiebt sich etwas im Bundestag. Was genau sich wegen veränderter Erststimmen ändert, hängt davon ab, wie die Wähler und Wählerinnen bei den Zweitstimmen entscheiden. Und da wird es kompliziert.
Das Zweitstimme-Ergebnis legt fest, in welchem Parteienverhältnis sich der Bundestag zusammensetzt. Insgesamt gibt es 299 direkt gewählte Abgeordnete aus Wahlkreisen sowie Kandidierenden der Landesliste, hinzu kommen Überhang- und Ausgleichsmandate. Alle zusammen müssen prozentual das bundesweite Wahlergebnis der Zweitstimmen abbilden.
Weil jetzt Stimmen aus Berlin fehlen, wird neu berechnet und verteilt. Das Besondere: Neben dem Wahlergebnis könnte es bei der Wiederholungswahl auf die Wahlbeteiligung ankommen. Experten sind sich einig, dass diese diesmal deutlich niedriger sein dürfte. Der Landeswahlleiter hofft auf eine Beteiligung von um die 60 Prozent wie bei der Wiederholung der Abgeordnetenhauswahl.
Unsere Grafik zeigt sechs Möglichkeiten, wie der Bundestag nach der Wiederholungswahl besetzt sein könnte:
Wer aus welchem Bundesland Sitz erhält, wird anhand der absolut abgegebenen Stimmen berechnet. Wenn mehr oder weniger Leute zur Wahl gehen, verändert sich also, welches Bundesland vertreten ist. Wir haben drei Szenarien ausprobiert:
Außerdem gehen wir von zwei verschiedenen Wahlergebnissen aus. Einmal stimmen die 455 Wahlbezirke so wie bei der Bundestagswahl. Im zweiten Szenario wählen sie wie bei der Wiederholung der Abgeordnetenhauswahl 2023. Berechnet sind die Szenarien auf der Zahl der Wahlberechtigten von 2024. Wir gehen außerdem von 0,7 Prozent ungültiger Stimmen aus. So viele waren es bei der Wiederholungswahl 2023.
Unsere Grafik bezieht nicht mit ein, wie wahrscheinlich verschiedene Wahlausgänge sind. Das lässt sich bei dieser Wahl schwieriger voraussagen. Es gibt keine aktuellen Umfragen – vor allem keine, die nur auf die politische Stimmung in den 455 wählenden Stimmbezirken abzielen.
So könnte es sein, dass SPD und FDP wie in aktuellen Umfragen zur Bundestagswahl 2025 Stimmen verlieren. Die CDU könnte Stimmen hinzugewinnen. Das war ihr in Berlin schon bei der Wiederholungswahl 2023 gelungen.