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Wer führt in den Sonntagsfragen?

Alle Umfragen zur Europawahl 2024 interaktiv

Wer liegt vorn im politischen Wettkampf der Europawahl? Alle Umfragen, historische Wahlergebnisse und Analysen in interaktiven Grafiken.
Wer liegt vorn im politischen Wettkampf der Europawahl? Alle Umfragen, historische Wahlergebnisse und Analysen in interaktiven Grafiken.

Wenn am nächsten Sonntag Europawahl wäre, welche der folgenden Parteien würden Sie dann wählen? So oder so ähnlich lautet die Frage bei der Sonntagsfrage für die EU-Wahlen, angelehnt an die wohl bekannteste Umfrage in Deutschland, die regelmäßig die Meinung zu Bundes- und Landespolitik in der Bevölkerung abbildet. Die Umfrage heißt Sonntagsfrage, weil Wahlen in Deutschland traditionell an einem Sonntag erfolgen. Gleiches gilt in Deutschland auch für die Europawahl, die am 9. Juni stattfindet.

Alle fünf Jahre wird in Europa gewählt. In ganz Europa findet die Wahl vom 6. bis 9. Juni statt – an welchem Tag entscheiden die Mitgliedsstaaten selbst. Gewählt werden die künftigen Abgeordneten des Europäischen Parlaments. Das EU-Parlament ist neben dem Ministerrat gleichberechtigt für die Gesetzgebung auf EU-Ebene zuständig.

Sonntagsfragen erst kurz vor der Wahl

Anders als bei Bundestagswahlen gibt es wesentlich weniger Umfragen zur Sonntagsfrage. Wahlrecht.de sammelt die Umfragen der verschiedenen Institute und stellt sie online zur Verfügung. Der Tagesspiegel nutzt diese Sammlung als Quelle. Üblicherweise werden diese erst wenige Monate vor den anstehenden Wahlen durchgeführt. Deshalb lässt sich ein zeitlicher Verlauf der politischen Stimmung nicht lückenlos darstellen, nur die Meinungen vor der aktuellen können mit denen vergangener Wahlen verglichen werden.

Wenngleich die Parteien andere Kandidat:innen für die Europawahl aufstellen, sind die Tendenzen der europäischen Umfragen vergleichbar mit der politischen Stimmung auf Bundesebene. Der Zuspruch für die Union ist konstant hoch, die AfD hat im Vergleich zur letzten Wahl vor fünf Jahren deutlich zugelegt. Bei der letzten Europawahl waren die Grünen noch die zweitstärkste Kraft, jetzt ist unklar, ob die Partei ihr Ergebnis diese Wahl halten kann.

Wie aussagekräftig sind diese Umfragen?

Große Meinungsforschungsunternehmen kontaktieren die Teilnehmer:innen per Telefon oder online. Die Umfragen bilden die Ansichten der Befragten ab. Wie genau diese Umfragen die tatsächlichen Wahlergebnisse vorhersagen können, ist umstritten. Denn die Befragten können ihre Entscheidung bis zur tatsächlichen Wahl noch ändern. Auch taktische Überlegungen können dabei eine Rolle spielen. Oder sie geben nicht ihre wahre Tendenz an – das lässt sich nicht überprüfen.

Bestimmte Bevölkerungsgruppen, wie beispielsweise ältere Menschen, sind in solchen Umfragen oft unterrepräsentiert. Auch deshalb können die Umfrageergebnisse von den tatsächlichen Wahlergebnissen abweichen. Meinungsforscher:innen betonen stets, dass Umfragen keine Prognosen für die Wahl sind. Dennoch bildet die Sonntagsfrage ein wichtiges Stimmungsbild in der Bevölkerung ab.

Wie laufen die Wahlen ab?

Zur Europawahl sind in Deutschland 35 Parteien und sonstige politische Vereinigungen zugelassen. Diese stellen Listen mit Wahlvorschlägen ihrer Kandidierenden auf. Dabei handelt es sich um sogenannte geschlossene Listen, Wähler:innen können die Reihenfolge der aufgestellten Personen nicht beeinflussen. Anders als bei Bundestagswahlen sind Einzelbewerbungen nicht zugelassen. Diese Entscheidung – ob Parteilisten oder Einzelstimmen – steht den Mitgliedstaaten frei.

Neben den großen Parteien, die auch im Bundestag sitzen, listen die Umfrageinstitute auch kleinere Parteien auf. Dies variiert teilweise nach den jeweiligen Instituten. Neu in den Umfragen sind Zahlen zum Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Das im Januar 2024 gegründete Bündnis ist wie auch die Letzte Generation erstmals bei einer Wahl dabei. Anders als bei Bundes- und Landeswahlen gibt es bei der Europawahl 2024 keine Prozenthürden, sodass auch kleine Parteien und Vereinigungen eine Chance haben, Abgeordnete ins EU-Parlament zu schicken.

Deutschland hat die meisten Sitze im Parlament

Jedes Land hat eine feste Anzahl von Sitzen im Europäischen Parlament, die sich nach der Bevölkerungszahl der Länder richtet. Diese wird vor einer Wahl festgelegt. 720 direkt gewählte Politiker:innen werden nach der diesjährigen Wahl in das Parlament einziehen, 96 davon aus Deutschland – als einziges Land stellt es die maximale Anzahl an Abgeordneten.

Durch den Brexit hat sich die Verteilung seit der letzten Wahl 2019 verändert: Mit dem Austritt Großbritanniens am 31. Januar 2020 endete auch das Mandat für die 73 britischen Abgeordneten. Um die verschobene Gewichtsverteilung wieder auszugleichen, rückten 27 Abgeordnete aus verschiedenen Mitgliedstaaten nach, damit hat das Parlament aktuell 705 Abgeordnete aus den 27 Mitgliedstaaten. Für die kommende Wahl haben einige Länder neue Mandate erhalten – angepasst an die jeweilige Bevölkerungszahl.

Wer darf wählen?

Im Unterschied zur letzten Europawahl dürfen in Deutschland Personen ab 16 Jahren wählen. Das gilt nicht nur für Deutsche, sondern auch für Angehörige anderer EU-Mitgliedstaaten, die sich in Deutschland aufhalten. Diese kommen außerhalb ihres Heimatlandes jedoch nur auf Antrag ins Wahlverzeichnis. Auch in Belgien, Malta, Österreich und Griechenland dürfen Jugendliche vor ihrem 18. Geburtstag abstimmen. Alle EU-Bürgerinnen haben genau eine Stimme, auch die mit einer doppelten Staatsbürgerschaft.

Das Team

Malte Kyhos
Datenaufbereitung
Ilja Sperling
Webentwicklung
Lennart Tröbs
Design
Katharina Kalinke
Text
Veröffentlicht am 25. April 2024.