In weniger als 20 Jahren könnte es keinen Wald mehr geben. Das ist die Prognose der Nationalen Fortbehörde Ugandas. In dem Land ist ein Großteil der Bevölkerung immer noch von Holz als Brennstoff abhängig. Jetzt wird auch noch für die geplante Ölpipeline EACOP weiter Wald abgeholzt.
Besonders für Uganda wäre es aber wichtig, seinen Wald zu erhalten, denn als afrikanisches Land ist es noch stärker von der Klimakrise betroffen als reiche Industrienationen. Wälder sind eine wichtige Waffe gegen den KIimawandel: Sie ziehen das Kohlendioxid aus der Luft und lagern den Kohlenstoff im Holz und im Waldboden ein.
Klimakrise und Umweltzerstörung vernichten die Lebensgrundlage der Menschen in Uganda. Es sind Ugandas Frauen, die am stärksten unter der Umweltzerstörung leiden. Nicht, weil sie verletzlicher sind, sondern weil sie aufgrund festgefahrener sozialer Strukturen benachteiligt sind. Trotz hoher Hürden engagieren sich immer mehr Frauen für einen nachhaltigeres Uganda und die fortschreitende Klimakrise. Einige als Aktivistinnen im Kampf gegen die Klimakrise.
Andere gehen einen anderen Weg. Und wollen mit innovativen Geschäftsideen ihr Land nachhaltiger gestalten. Wir haben mit drei Frauen gesprochen, die ausgelöst von persönlichen Erlebnissen, ihr Engagement für eine ökologisch besser Welt zum Beruf gemacht haben. Sie haben eigene Unternehmen gegründet, ohne den Blick für ihre soziale Verantwortung zu verlieren.
Wenn es heftig regnet, staut sich das Wasser in den Abwassergräben, Kinder können nicht zur Schule und das Wasser steht auch mal kniehoch in den Häusern, erinnert sich Shamim Naluyima.
Sie kennt die Überschwemmungen in dem Slum Bwaise vor Kampala, wo sie aufwuchs. Einmal verlor Naluyima ihre Schulsachen in den Fluten. Sie lief zu Schule durch das Wasser auf den Straßen. Zuvor hatte es stark geregnet. In ihrer Hand eine einfache Plastiktüte – ihre Schultasche. Die hielt nicht das Gewicht der Schulhefte, riss auf, und der Inhalt fiel in einen überfluteten Graben am Straßenrand und war für immer verschwunden.
Es sind die Plastiktüten wie Naluyimas Schultasche, die die Abwasserkanäle verstopfen und zu Überschwemmungen führen. Die jetzt 28-Jährige lernte bei einem Innovationsprojekt, dass auch Faith Aweko und Rachel Mema schlechte Abfallversorgung aus ihren Orten kennen. 2019 gründeten die drei Frauen zusammen Reform Africa. Ein Sozialunternehmen, dessen Arbeit und Struktur aus den eigenen Lebenserfahrungen der Gründerinnen schöpft. Aus Plastiktüten stellen sie Kulturbeutel, Federmäppchen und Rücksäcke her.
Die sind viel stabiler als eine einfache Plastiktüte, erzählt Naluyima. Sie möchte nicht, dass andere Kinder wie sie damals ihre Schulhefte in Überschwemmungen verlieren. Stattdessen sollten alle Kinder Zugang zu Bildung haben und das sollte nicht an einem fehlenden Rucksack scheitern. Deshalb spendet Reform Africa beim Kauf einer Tasche, einen Schulrucksack. Wer seine Schulsachen nicht verliert, verärgert auch nicht die Mutter, sagt Naluyima und lacht.
Ihre Mutter hat sie und ihre Geschwister alleine großgezogen. Naluyima kennt den Kampf Alleinerziehender zu wenig Geld für die Familie zu haben. Um diesen Druck von Einigen zu nehmen, sammeln, waschen und verarbeiten alleinerziehende Mütter die Plastiktüten für Reform Africa.
Für Divine Nabaweesi war es eine lange Reise, bevor sie ihre berufliche Bestimmung fand. Sie arbeitete in der Landwirtschaft, pflanzte Pilze an, dann sie war tätig für eine Sicherheitsfirma und irgendwann verkaufte sie Computer. Sieben Jahre war Nabaweesi in der Immobilienbranche. Nichts davon erfüllte die Uganderin.
Ihre eigentliche Leidenschaft galt immer der Natur und dem Wald. Umso bestürzter macht sie die Nachricht der Nationalen Forstbehörde, Uganda verliere in weniger als 20 Jahren Uganda seinen gesamten Waldbestand.
Ihr Wissen aus den verschiedenen Branchen, in denen sie tätig war, will sie nun sinnvoll einsetzen, erzählt Nabaweesi. Erst wollte sie Bambus anpflanzen, denn der speichert so viel Kohlenstoffdioxid wie keine andere Pflanze. Dann kam ihr die Idee den schnell nachwachsenden Rohstoff für ein Produkt zu nutzen und gründete 2015 gründete „Divine Bamboo“. Ihr Unternehmen pflanzt Bambus in Uganda an und stellt daraus nachhaltigen Brennstoff her. Der ist in dem Land nötig, denn die massive Nutzung von Holz- und Brennkohle kann durch die hohe Rußbelastung Gesundheitsprobleme auslösen. Nabaweesi fühlt sich mit ihrem Unternehmen nun angekommen. Arbeiten für einen großen Zweck. Für ihre Vision eines Ugandas. Ein immenses Vorhaben für ein kleines Team. Nabaweesi weiß, dass sie das nicht alleine schaffen wird. Deshalb gibt sie Bauern Zugang zum Bambus, damit diese die Pflanze bei sich anpflanzen und nutzen können. Außerdem gibt sie Kurse, wie sich daraus Briketts herstellen lassen.
Als Lieferkettenmanagerin für ein globales Logistikunternehmen fuhr Dativa Byabagambi in Abständen zum Hafen von Mombasa in Kenia. Während dort Schiffcontainer, Grundgerüst für den Welthandel, ein- und ausgeladen wurden, dachte sie an den Container in ihrem Hinterhof daheim in Uganda.
Der herumstehende Container habe das „nutzbare Land gefressen“ aber die Entsorgung und Verschrottung war der 31-Jährigen zu teuer. Stattdessen wollte Byabagambi lieber das ungenutzte Potential der bunten Metallboxen entdecken. Ihr kam die Idee, ihrem Container ein neues Leben zu schenken und nutzte ihn als Grundgerüst für ein Gebäude. Daraus entstand eine Geschäftsidee. Seit 2020 baut die 31-Jährige mit „Makao Kwetu Homes“ Häuser aus ungenutzten Schiffscontainern. Das können kleine Häuser sein, ein Anbau für ein Homeoffice, oder auch eine 900 Quadratmeter große Unterkunft auf einem Hof.
Wiederverwertung und Nachhaltigkeit sind Byabagambis Grundprinzipien. Beim Bau und bei der Einrichtung greift sie auf so wenig neues Material wie möglich zurück.
Sie hofft in der nächsten Zeit mehr nachhaltige Häuser bauen zu können, dank der geplanten Ölpipeline EACOP. Menschen erhalten neues Land und bräuchten dann ein neues Zuhause. Anders als viele Klimaaktivisten und -aktivistinnen freut sich Byabagambi über das Projekt. In ihren Augen müsse Nachhaltigkeit auch von einer wirtschaftlichen Seite gedacht werden. Wenn Uganda die Ölressourcen hat, sagt sie, dann müssten die auch genutzt werden. Welche Chancen in vorhandenen Ressourcen stecken, zeigt Byabagambis selbst.