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Interaktive Wahlanalyse zu Brandenburg

Rote Städte, blaues Land

Viel Blau, wenig Rot auf Brandenburgs politischer Landkarte. Trotzdem gewinnt die SPD. Ein anderer Blick auf die Wahlkarten erklärt die Hintergründe – und zeigt, wie sich die politische Landschaft verändert hat.
Viel Blau, wenig Rot auf Brandenburgs politischer Landkarte. Trotzdem gewinnt die SPD. Ein anderer Blick auf die Wahlkarten erklärt die Hintergründe – und zeigt, wie sich die politische Landschaft verändert hat.
Brandenburg
Cottbus
Frankfurt (Oder)
Potsdam
Wittenberge
Schwedt
Oranienburg
Neuruppin
Falkensee
Senftenberg
Lübbenau
Eberswalde
Jüterbog
Knapper Sieg
Mit nur 1,7 Prozentpunkten gelang es der SPD in Brandenburg, stärkste Kraft vor der AfD zu werden. Trotzdem ist die Wahlkarte in vielen Regionen komplett blau. Wie kann das sein?
SPD
30,9%
AfD
29,2%
BSW
13,5%
CDU
12,1%
Grüne
4,1%
Linke
3,0%
FDP
0,8%
Sonst.
6,4%
Hochburgen auf dem Land
Die AfD hat in fast allen Gemeinden Stimmen hinzugewinnen können. In Halenbeck-Rohlsdorf gewann die Partei 21,2 Prozentpunkte hinzu im Vergleich zur vorherigen Wahl 2019.
AfD
45,1%
SPD
27,0%
BSW
8,9%
CDU
8,4%
Linke
3,0%
Grüne
1,3%
Sonst.
6,3%
Rekordwerte für die AfD
AfD-dominierte Gemeinden haben wenige Einwohner und sind dünn besiedelt. In Hirschfeld erzielte die AfD mit 61 Prozent ihr bestes Ergebnis. Dort wählten aber nur 635 Menschen, 389 davon die AfD. Betrachtet man die absolute Zahl der Stimmen, haben alle Gemeinden mit über 50 Prozent AfD-Anteil sehr wenige Einwohner.
Blaue Städte?
Den Erfolg der Rechtspopulisten relativiert das nicht. Die absolut betrachtet meisten Stimmen holte die AfD da, wo sie normalerweise unbeliebt ist: in Städten wie Potsdam, Frankfurt, Cottbus und Brandenburg an der Havel.
Letzte Hochburgen
Trotzdem: Die SPD gewann in den Städten Brandenburgs – in Potsdam sogar deutlich.
SPD
35,8%
AfD
15,6%
Grüne
12,6%
BSW
11,6%
CDU
11,0%
Linke
6,0%
FDP
1,2%
Sonst.
6,1%
Leichte Gewinne
Neben der AfD ist die SPD die einzige Partei, die Stimmen hinzugewonnen hat, vor allem im Speckgürtel Berlins in Gemeinden wie Falkensee und Kleinmachnow.
Das Ende der Grünen?
Dort waren 2019 die Grünen besonders stark. Nun haben sie hier besonders viele Stimmen verloren, in Falkensee über 13 Prozent. Im Landtag sind die Grünen nicht mehr vertreten.
SPD
36,8%
AfD
21,2%
CDU
16,8%
Grüne
8,1%
BSW
8,1%
Linke
2,2%
FDP
1,3%
Sonst.
5,5%
Taktisches Wählen
Die Grünen beklagten nach der Wahl, dass viele Wähler taktisch gestimmt hätten, um die AfD zu verhindern.
AfD
51,1%
SPD
23,9%
BSW
8,3%
CDU
7,8%
Grüne
2,8%
Linke
1,1%
Sonst.
5,0%
Größter Verlierer
Die Linke verlor 7,7 Prozentpunkte im Vergleich zu 2019 und ist ebenfalls nicht mehr im Landtag vertreten. Sie verlor in allen Gemeinden, am meisten in Heckelberg-Brunow.
AfD
47,4%
SPD
24,8%
BSW
15,7%
CDU
5,9%
Grüne
2,0%
Linke
1,0%
Sonst.
3,3%
Starker Newcomer
Viele Stimmen verlor die Partei an das BSW, das in Brandenburg zum ersten Mal antrat.
Dritter Platz
Hinter SPD und AfD landete die Partei auf dem dritten Platz und gewinnt Stimmen in allen Gemeinden. Das Bündnis könnte eine entscheidende Rolle bei der Regierungsbildung spielen.

SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke hat zwar die Wahl gewonnen, seine ursprünglichen Koalitionspartner – bisher regierte er zusammen mit CDU und Grünen – aber verloren.

Während die Grünen nicht mehr im Landtag vertreten sind, reicht es Woidkes Partei mit dem schlechten Wahlergebnis der CDU nicht für eine Mehrheit: SPD und CDU kommen auf genau gleich viele Stimmen wie BSW und AfD zusammen.

Sitzverteilung für Brandenburg

Vorläufiges amtliches Endergebnis
88
Sitze
BSW
14
+14
Linke
0
−10
SPD
32
+7
Grüne
0
−10
FW
0
−4
CDU
12
−3
AfD
30
+6

Eine Koalition mit der AfD haben alle Parteien ausgeschlossen. Somit kommt es nun auf das BSW an. Rein rechnerisch hätten SPD und BSW die Mehrheit. Auch könnten SPD, CDU und BSW ein Dreierbündnis eingehen.

Verzerrte Wahrnehmung

Insgesamt dürfte die Regierungsbildung durch den Erfolg der AfD im ganzen Land schwierig werden – auch wenn die Gemeindewahlkarten der Gewinner die rechte Partei stärker wirken lassen, als sie letztendlich ist.

Die AfD siegte zwar in sehr vielen, aber sehr kleinen Gemeinden. Die SPD schnitt dafür in Städten besser ab. Dort leben wesentlich mehr Menschen, die Fläche auf der Karte ist aber kleiner.

Die roten Flecken auf Brandenburgs Wahlkarte sind Städte. Außerdem scheint die AfD in Regionen, wo die Bevölkerungsentwicklung der vergangenen Jahre positiv war, eher schlecht abgeschnitten zu haben.

Es dürfte von mehreren Faktoren abhängen, warum sich die Menschen in bestimmten Regionen gegen die AfD entschieden haben, wie etwa in der Gegend südwestlich von Potsdam. Sicher ist, dass es die AfD in Brandenburgs Städten schwerer hatte als im Rest des Landes.

Die Autor:innen

Helena Wittlich
Text
David Meidinger
Webentwicklung
Veröffentlicht am 23. September 2024.