Zugleich waren zwar 68 Prozent zufrieden mit der Entwicklung seit der Wiedervereinigung. Hier zeigen sich jedoch große Unterschiede mit Blick auf die Anhänger der Parteien: Bei der CDU waren es 87 Prozent – bei der AfD nur 44 Prozent. Ihre Anhänger stimmen auch zu 95 Prozent der Aussage zu: „Bei bestimmten Themen wird man heute ausgegrenzt, wenn man seine Meinung sagt.“
Die größte Rolle für die Wahlentscheidung spielten die Themen Löhne und Renten, gefolgt von sozialer Sicherheit und der Bildung. Am wenigsten wichtig waren den Wahlberechtigten laut der Umfrage die Themen Kriminalität und die Innere Sicherheit.
Was die Wahlergebnisse außerdem zeigen: Es zieht sich ein tiefer Graben durch die politische Landkarte Thüringens. Bodo Ramelow baut als erster und einziger Linken-Ministerpräsident der Bundesrepublik zwar seinen Erfolg auf über 30 Prozent aus. Doch zugleich erreicht die AfD mit ihrem Spitzenkandidat Björn Höcke 23,5 Prozent und landet damit auf Platz zwei vor der CDU mit 22,1 Prozent.
Der Graben zwischen Links und Rechts wird noch tiefer, wenn man die Ergebnisse entlang von demografischen Merkmalen betrachtet. Besonders viel Zulauf hatte die AfD demnach bei männlichen Wählern in Thüringen. Hätten nur Frauen gewählt, wäre Ramelows Linke hingegen sogar auf 32 Prozent gekommen.
Besonders auffällig ist bei der Wahl in Thüringen ist jedoch noch ein anderes Phänomen. Während die Jüngeren in anderen Bundesländern in den letzten Jahren meist überdurchschnittlich linkere Parteien wie Grüne und Linke wählten, konnte die AfD in Thüringen auch die Jüngeren unter 30-Jährigen erreichen. Die Linke hat hier vor allem die Rentnerinnen und Rentner überzeugt.
Die dargestellten Werte zeigen die Wanderung der Zweitstimmen zwischen den Parteien. Dabei werden die aktuelle und die vorhergehende Landtagswahl verglichen. Die Werte sind Schätzwerte und werden von infratest dimap berechnet.
Die Grundlage für diese Berechnungen bilden amtliche Statistiken, repräsentative Umfragen sowie das vorläufige Endergebnis der Auszählung der Zweitstimmen am Wahlsonntag. In der Wählerwanderung werden insbesondere auch Nichtwähler berücksichtigt sowie die Fälle in denen sich die Wählerschaft verändert: Zuzüge, Wegzüge, Tod und Erreichen des Wahlalters (18).