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Ohne Reserve

Eine Schulleiterin kämpft mit dem Lehrkräftemangel

Weil sie keine Lehrkräfte findet, kann Direktorin Karina Jehniche an ihrer Grundschule nur 88 Prozent des Unterrichtsbedarfs decken. Ihr Personalplan sitzt auf Kante – bis jemand krank wird. Beobachtungen aus einem kaputten System.
Weil sie keine Lehrkräfte findet, kann Direktorin Karina Jehniche an ihrer Grundschule nur 88 Prozent des Unterrichtsbedarfs decken. Ihr Personalplan sitzt auf Kante – bis jemand krank wird. Beobachtungen aus einem kaputten System.

Bevor es losgeht: „Stopp. Liegt alles auf dem Tisch, was wir brauchen? Stifte, Heft, sonst nichts. Und Ruhe, jetzt erstmal keine Fragen. Guten Morgen.“

Es ist pünktlich 8 Uhr an einem Donnerstag Anfang September, als Karina Jehniche ihre Schüler:innen begrüßt, 22 sind es heute, zwei fehlen entschuldigt, 24 besuchen diese fünfte Klasse der Christian-Morgenstern-Grundschule also regulär. Mathematik steht für die erste Stunde des Tages im Plan.

Karina Jehniche leitet die Schule in Berlin-Spandau – und sie unterrichtet acht Stunden Mathe in der Woche. An diesem Morgen wird wiederholt: Wie heißen die unterschiedlichen Rechenoperationen und wie funktioniert die schriftliche Addition?

Die 58-Jährige hat Mathematik studiert, sie liebt das Fach. Immer noch. Selbst wenn sie sich mittlerweile größtenteils außerhalb des Klassenraums mit Zahlen auseinandersetzen muss. Die Aufgabe, an der sie sich abarbeitet, ist eine große: Die Grundschule liegt in einem Brennpunktkiez am Berliner Stadtrand. Mehr als 560 Schüler:innen besuchen die Schule. Weil viele von ihnen besondere Förderung brauchen, ergibt sich ein Unterrichtsbedarf von 1192,85 Stunden pro Woche. 53 Lehrer:innen arbeiten an der Schule, 22 von ihnen in Teilzeit, drei sind dauerhaft erkrankt. Zusammen unterrichten sie 1050,5 Stunden.

Wie viele Lehrer:innen bräuchte die Schule, um den gesamten Bedarf abdecken zu können? Und wo zur Hölle sollen die herkommen? Es scheint eine unlösbare Aufgabe zu sein, vor die der Lehrer:innenmangel Berlin stellt. Aktuell sind rund 1500 Stellen in der Stadt unbesetzt.

Die doppelte Krise

Laut Anfagen des Redaktionsnetzwerks Deutschland bei den Kultusministerien fehlen im laufenden Schuljahr beispielsweise auch in Nordrhein-Westfalen 6715 Lehrkräfte, 1760 in Niedersachsen und 1200 in Sachsen – bundesweit 14.466 und damit nochmal rund 2000 mehr als im Januar. Allein Bayern und das Saarland sind offenbar gut versorgt.

Eine Tagesspiegel-Analyse des Mangels bestätigte zudem die ungleiche Gewichtung dieses personellen Problems in Berlin: So zeigen die jährlich im Herbst erhobenen Daten der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie eine Überversorgung einiger Schulen, während andere, meist in Randbezirken oder bekanntermaßen sozial unterprivilegierten Kiezen, teils massiv unterversorgt sind.

Die Christian-Morgenstern-Grundschule belegt laut der Tagesspiegel-Analyse Platz 254 von insgesamt 372 Berliner Grundschulen – Förderschulen ausgenommen.

Manche Bezirke trifft der Lehrkräftemangel besonders – Spandau ist einer davon
Die Grafik zeigt die Lehrkräfteversorgung im Schuljahr 22/23 für alle Schulen in Berlin, sortiert nach Bezirken. Ziellinie sind 100 Prozent Unterrichtsversorgung.
Daten: Schulportraits & Schulregister der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie; Schuljahr 2022/23; Tagesspiegel-Berechnung

Karina Jehniche ist außerdem Vorsitzende des Interessenverbands Berliner Schulleitungen (IBS). Als solche sieht sie ihre Aufgabe auch darin, auf Missstände hinzuweisen. Dabei gibt es Grundschulen, die personell schlechter dran sind als ihre. Doch will bei denen niemand reden und wenn, dann keinesfalls öffentlich. Dahinter steht weniger der Wunsch, das Problem möge sich durch Verschweigen auflösen, sondern eher eine große Müdigkeit, das Thema betreffend.

Es ist eine Situation, in der niemand gewinnt und in der – unterm Strich – die Kinder am meisten verlieren.

 Karina Jehniche ist seit ihrem 23. Lebensjahr Lehrerin und liebt den Beruf noch immer sehr. Als Schulleiterin hat sie mittlerweile allerdings mehr Verwaltungs- als pädagogische Arbeit. Foto: Scarlett Werth für den Tagesspiegel

Ein Lösungsweg, den auch Karina Jehniche an ihrer Schule notgedrungen gehen muss, sieht vor, Förderstunden zu streichen, um den Regelstundenplan aufrechterhalten zu können. Nur werde der Bedarf nicht kleiner, wenn Kinder besondere Förderung nicht erhalten, sei es im Bereich Sprache oder Soziales. Es ist ein notwendiger Zwischen-Rechenschritt, der gar nichts löst, sondern verzögert und verschleppt. Karina Jehniche kann an ihrer Schule 88 Prozent des Unterrichtsbedarfs abdecken.

Denn, auch das gehört zur Rechenaufgabe: In Berlin gibt es rund 6000 Schüler:innen mehr als noch im Vorjahr. Die Christian-Morgenstern-Grundschule ist im Vergleich um eine Klasse gewachsen.

Ruhig führt Karina Jehniche durch ihren Matheunterricht, ermahnt die Zappelnden und die Dösenden gleichermaßen, redet gut zu: „Du darfst Fehler machen, das ist kein Problem.“ Gesehen werden – das ist auch so ein Ding. Viele der Lehrer:innen in ihrem Kollegium arbeiteten nicht deshalb in Teilzeit, weil sie mehr Freizeit haben wollten, erklärt Karina Jehniche, sondern weil sie die frei werdende Zeit benötigen, um das Drumherum des Unterrichtens zu organisieren. Dazu gehören auch Elterngespräche, die sich aufwendiger gestalten, wenn Übersetzer:innen organisiert werden müssen. „Kaum ein Gespräch kann spontan stattfinden.“

Eine Klasse, 20 Länder

Seitdem Karina Jehniche ihre Grundschule 2015 übernommen hat – auch damals waren schon fünf Lehrer:innen-Stellen unbesetzt –, ist die Schülerzahl um 200 gestiegen. Kinder aus insgesamt 50 Nationen besuchen die Schule, von A wie Afghanistan bis W wie Weißrussland ist alles dabei. Manchmal sitzen in einer Klasse kleine Menschen, die selbst oder deren Eltern in zwanzig unterschiedlichen Ländern geboren sind.

Insgesamt haben rund 90 Prozent der Schüler:innen an Jehniches Schule eine Migrationsgeschichte. Viele von ihnen kommen aus Syrien oder der Türkei, einige wenige aus afrikanischen Ländern, drei Fünftel der gesamten Schülerschaft sind Sinti und Roma. Mehr als 75 Prozent der Familien leben von Transferleistungen.

Es sind diese Prozentangaben, die potenzielle Bewerber:innen zögern lassen, weil sie wissen, dass es manche der Kinder unter Umständen nicht leicht haben – und ihre Lehrer:innen im Umkehrschluss dann auch nicht. Karina Jehniche, Lehrerin seit ihrem 23. Lebensjahr, formuliert es so: „Jedes noch so kleine Problem einer Gesellschaft ploppt in der Schule auf.“

„Ich muss eine Schule verkaufen, über die ständig gemeckert wird", sagt Schulleiterin Karina Jehniche. Mehr als 75 Prozent der Familien, die ihre Kinder auf die Christian-Morgenstern-Grundschule schicken, leben von Transferleistungen.
Zurzeit wird die Schule saniert und umgebaut. Während des laufenden Betriebs ist das für alle herausfordernd.
Foto: Scarlett Werth für den Tagesspiegel

Aber bedarf es deswegen Idealismus, um sich an einer Schule wie der ihren zu bewerben? War das nicht immer schon Voraussetzung fürs Lehrersein?

Karina Jehniche sagt, die Brennpunkt-Zulage von 300 Euro locke niemanden in ihre Schule, die zwar in unmittelbarer Nähe vieler Plattenbauten liegt, zugleich aber auch idyllisch am Rande eines Parks.

„Ich muss eine Schule verkaufen, über die ständig gemeckert wird“, sagt Jehniche und erzählt, dass sie sich bei der Suche nach Lehrkräften manchmal vorkomme wie eine Mischung aus Bittstellerin und Werberin.

Zusammenlegen, Zusammenarbeiten, Zusammenhalten

Die Leitung eines Charlottenburger Gymnasiums erzählt, wie an der Schule Kurse zusammenlegt werden, um dem Personalmangel und den steigenden Schülerzahlen zu begegnen. 33 junge Erwachsene in einem Deutsch-Leistungskurs: Beim Gedanken an den Stapel der zu korrigierenden Klausuren wird selbst Nicht-Lehrer:innen schwummerig – vom praktischen Unterricht abgesehen.

Dabei liegt die Schule in einem Bezirk, der tendenziell von angehenden Lehrer:innen nicht gemieden wird. Anders als Marzahn etwa, von wo die Leitung einer schlecht versorgten Gesamtschule desillusioniert auf eine Anfrage antwortet: Der Ruf des Bezirks, es sei doch alles bekannt, es gebe nichts Neues zu erzählen. Unter allen Schulen sind die Integrierten Gesamtschulen bei Bewerber:innen besonders unbeliebt. Insbesondere dann, wenn sie keine gymnasiale Oberstufe haben.

Dass Jehniche ihre Schule allerdings nicht so schlecht verkauft, wie die Zahlen vermuten lassen, bezeugt ein Quereinsteiger, der eilig über den Hof hastet. „Viel Arbeit“, sagt der Referendar, er war mal hauptberuflich Journalist. Die Entscheidung, quer in den Lehrberuf einzusteigen, bereue er nicht. Er sei hier richtig, betont er, wolle – selbst Gastarbeiterkind – seinen Schüler:innen ein Vorbild sein, fühle sich gut unterstützt und wertgeschätzt.

Drei Quereinsteiger:innen betreut das Kollegium aktuell, zur Hochzeit waren es mal 16. Die sind inzwischen im Posten „Lehrkraft“ eingeschmolzen – was auch verdeckt, wie differenziert zusammengesetzt Berliner Kollegien mittlerweile sind.

Berliner Kollegien sind mittlerweile sehr divers. Es unterrichten „richtige“ Lehrer:innen neben Quer- und Seiteneinsteiger:innen. Dazu kommen pädagogische Unterrichtshilfen. An der Christian-Morgenstern-Grundschule haben rund 77 Prozent ein lehramtsbezogenes Studium. Foto: Scarlett Werth für den Tagesspiegel

Etwa 77 Prozent von Jehniches Kollegium haben ein „abgeschlossenes lehramtsbezogenes“ Studium, rund 23 Prozent nicht. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage der Grünen in der Spandauer Bezirksverordnetenversammlung vom April 2023 hervor. Mit dem Begriff „lehramtsbezogen“ sind auch die fertig fortgebildeten Quereinsteiger:innen gemeint. Befürworter:innen des Quereinstiegs sagen oft, dass Kinder profitieren, wenn Menschen mit unterschiedlichen Lebensläufen und Professionen sie unterrichten. Gegner:innen bemängeln das geringe pädagogische und didaktische Wissen, manche kritisieren auch die Motivation: Lehramt als letzter, gut bezahlter Ausweg. Fakt ist: An Berliner Schulen lernen längst nicht mehr nur Kinder, sie sind, so sagt es Karina Jehniche, „auch Lernort für Erwachsene“. „Theoretisch müsste jeder vierte bis fünfte Abiturient Lehramt studieren“, sagte Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch von der CDU im Mai. Sie fügte an: „Aber das ist unrealistisch.“

Realistisch ist hingegen, dass junge Erwachsene, die aus einem System kommen, das seit Jahrzehnten einen Mangel verwaltet, sich für ihre eigene berufliche Zukunft attraktivere Aussichten wünschen. Dass sich im Lehramt etwas bessert, ist nicht absehbar: Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz schlägt „einen flexiblen Umgang mit Klassengrößen“ ab der Sekundarstufe I vor – und will die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit einschränken.

Der Mangel wächst

Für das Schuljahr 2027/28 rechnet die Berliner Senatsverwaltung mit einem Bedarf von 33.409 Lehrkräften, nochmal 1000 mehr als heute. Und weiterhin werden viele Lehrer:innen pensioniert. Fünf volle Lehrer:innenstellen bräuchte Karina Jehniche, um die Rechenaufgabe lösen zu können, vor die ihr Alltag sie stellt. Da sie die nicht habe, beschäftige sie pädagogische Unterrichtshilfen.

Ob Berlin für Lehrkräfte attraktiver wird, seitdem das Land wieder verbeamtet? Kurzfristig offenbar nicht. Die Politik wirkt ratlos. Die ehemalige Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) hatte verfügt, dass Schulen ihre Bewerber:innen für freie Lehrer:innen-Stellen nur noch bis zu einer Auslastung von 96,3 Prozent selbst aussuchen dürfen. Dahinter stand die Hoffnung, abgelehnte Bewerber:innen würden sich stattdessen für eine Schule mit einem Mangel entscheiden. Viele Schulen protestierten: Das klappt niemals! Zu einer Umsetzung kam es nicht.

Die jetzige Senatorin Katharina Günther-Wünsch machte die Regelung rückgängig und erweiterte die Liste der pädagogischen Berufe, die nun eingestellt werden können, wenn eine Schule keine Lehrkräfte findet: Ergotherapie, Musiktherapie, Logopädie.

An Berliner Schulen lernen längst nicht mehr nur Kinder, sie sind, so sagt es Schulleiterin Karina Jehniche, „auch Lernort für Erwachsene“.
Ihr Kollegium betreut derzeit drei Quereinsteiger:innen, in der Hochzeit waren es 16.
Foto: Scarlett Werth für den Tagesspiegel

Während der Mangel an Lehrkräften eine messbare Größe darstellt, beklagen sich Eltern konkret über etwas, das, so lässt die Recherche vermuten, allenfalls schulintern korrekt erfasst wird: Unterrichtsausfall. Der Tagesspiegel erhielt nach Veröffentlichung der Analyse zahlreiche Zuschriften von Eltern, die bemängelten, der Personalschlüssel sage lange nichts über den Unterrichtsausfall ihrer Kinder.

„Am ersten Schultag fielen an der Schule meiner Tochter, ein eher gutes Gymnasium, zwei von drei Unterrichtsblöcken aus“, erzählt ein Vater aus Friedrichshain-Kreuzberg. Tippe er auf den Online-Stundenplan des Kindes, stehe jedoch bei den entsprechenden Stunden selten „Ausfall“, sondern häufig „Zuhause lernen“, oft aber ohne konkrete Aufgaben. An der Schule, laut Senatsverwaltung mit rund 100 Prozent gut mit Personal versorgt, nach eigener Aussage gegenüber Eltern jedoch bei knapp 92 Prozent, gebe es einige kranke Lehrkräfte, die Klassengröße wachse beständig: von 30 Kindern in der fünften auf 33 Kinder in der achten Klasse. Angeblich gebe es eine neunte Klasse mit 36 Schüler:innen. Natürlich freue sich seine jugendliche Tochter kurzfristig, wenn Unterricht ausfalle, sagt der Vater. Dass das langfristig, auch im Hinblick auf Prüfungen, nicht zielführend ist, sei ihr aber auch klar.

Selbst Grundschüler einer dritten Klasse in Neukölln sagen: „Ein langer Ausfall letztens war doof, denn die anderen Lehrer wussten nicht, was zu tun ist.“ Oder: „Zum Beispiel ist heute Lebenskunde ausgefallen. Das war gut, weil wir dann spielen konnten. Aber auch schlecht, weil ich Lebenskunde gerne mag.“

Einer Stadt bricht der Unterricht weg

Rund 23.000 Unterrichtsstunden seien im vergangenen Schuljahr in Berlin wöchentlich ausgefallen, teilt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit. Basis sind Angaben der Bildungsverwaltung. Meist werden Klassen zusammengelegt, weil für Vertretungen, man ahnte es bereits, das Personal fehlt.

Interaktive Karte: So hoch war der Lehrkräftemangel in Berliner Schulen 2022/23

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Als im vergangenen Schuljahr eine Kollegin ihre Schule verließ, musste auch Karina Jehniche eine sechste Klasse auflösen und die Kinder auf die übrigen verteilen. Eine wilde Zeit für die Kollegen. Mit wenig Personal ist alles auf Kante geplant. Niemand darf krank werden, eine Reserve gibt es nicht. Fällt an ihrer Grundschule temporär Unterricht aus, kompensieren das im Zweifel die Erzieher:innen. „Die Eltern bekommen das gar nicht mit“, sagt Jehniche. Im gebundenen Ganztag haben die Kinder ohnehin erst ab 16 Uhr frei. So ist es vielerorts.

Im Mathematikunterricht am Donnerstagmorgen ermuntert Karina Jehniche ihre Schüler:innen, die Antworten bitte in ganzen Sätzen zu sprechen. Ein bisschen Sprachförderung fließt hier ein, wo es nur geht: „Das ist eine Addition.“

Lehrer:innen, die sich für eine Schule in einem Berliner Brennpunkt entscheiden, bekommen 300 Euro Zulage. Karina Jehniche sagt, die locke niemanden. Foto: Scarlett Werth für den Tagesspiegel

Angekommen in ihrem Büro sagt Karina Jehniche halb seufzend, halb lachend: „Schulleitung ist heute ganz viel Verwaltung, keine pädagogische Arbeit.“ Sie war Schülerin der zweiten Klasse, als sie beschloss, dass sie einmal Lehrerin werden möchte. In den 80ern studierte sie in Potsdam, ihr zweites Fach war Geografie. Mit 23 Jahren ging sie an eine Oberschule in Marzahn, ihre erste Klasse war eine neunte. Seither, das sagt sie voller Überzeugung, „gab es noch keinen Tag, der langweilig war.“

Hintergrund: Von Lehrer:innen bis Quereinstieg

Da der Mangel an Lehrpersonal ein seit zehn Jahren rasant wachsendes Problem in Berlin ist, sind die Kollegien an den Schulen mittlerweile sehr heterogen – in Brennpunkten mehr als anderswo. So unterrichten dort voll ausgebildete Lehrkräfte – also jene Menschen, die auf Lehramt studiert haben – neben Quereinsteiger:innen, die ein anderes Studium gewählt haben und die Lehr-Qualifikation berufsbegleitend im Anschluss erwerben.

Dazu kommen sogenannte Seiteneinsteiger:innen, deren Qualifikation nicht für den Quereinstieg reicht, außerdem Studierende und bereits pensionierte Lehrer:innen. Nicht besetzte Stellen dürfen „umgewandelt“ und mit anderweitig pädagogisch ausgebildeten Menschen besetzt werden, etwa Erzieher:innen, Ergotherapeut:innen, Musiktherapeut:innen, Lernassistent:innen oder pädagogischen Unterrichtshilfen.

Das Team

Nina Breher
Redigatur
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Text & Recherche
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Webentwicklung
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Veröffentlicht am 28. September 2023.