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Der Klimarechner für deine Küche

Schnitzel, Käsespätzle oder doch lieber Spaghetti Bolognese? Hier können Sie für Ihre eigenen Rezepte ausrechnen, wie klimafreundlich sie sind.
Schnitzel, Käsespätzle oder doch lieber Spaghetti Bolognese? Hier können Sie für Ihre eigenen Rezepte ausrechnen, wie klimafreundlich sie sind.

Klimafreundlicher zu essen ist gar nicht so leicht. Ist ein Lachsfilet besser als eine Makrele? Sollte man für einen Snack zu Cashewkernen greifen – oder doch lieber zu Pistazien? Macht eine Linsensuppe klimafreundlicher satt als Rührei mit Bratkartoffeln und Spinat? Unser interaktiver Rechner zeigt, wie viel CO₂ ein Gericht verursacht. Sie können ein eigenes Rezept eingeben oder sich Beispiele ansehen.

Sie erhalten dann außerdem eine Einschätzung, ob das Gericht eher klimafreundlich ist oder eher schädlich. Wichtig ist: Für diese Bewertung werden nicht allein die Emissionen berücksichtigt. Es wird auch einkalkuliert, wie viel unseres täglichen Nährstoffbedarfs durch das Essen gedeckt wird - zum Beispiel an Fett, Protein, aber auch an Nahrungsgewicht. Ein Gericht, das einen großen Anteil davon deckt, was wir brauchen, wird als klimafreundlicher gewertet als eines, das nur wenig beiträgt. Deshalb kann es sein, dass Gerichte mit dem gleichen CO₂-Wert unterschiedlich bewertet werden. Außerdem werden die Portionen so normiert, dass Gerichte mit sehr hohem Nährwert oder übergroßen Portionen nicht automatisch klimaschädlicher sind.

Diese Methode hat das Team bei Eaternity deswegen gewählt, weil sonst entweder immer die Menschen das Ergebnis „klimaschädlich” angezeigt bekämen, die größere Portionen essen. Und über den Nährwert wird normalisiert, damit nicht manche Gerichte mit riesiger Masse aber kaum Nährwerten falsch eingeordnet werden.

Wenn Sie für mehrere Menschen kochen, können Sie einfach angeben, für wie viele Portionen die Zutaten vorgesehen sind. Rechts werden dann die Emissionen pro Portion angezeigt.

Wie setzen sich diese Werte zusammen? Die genaue Methode erläutern wir in diesem Artikel:

Aber die wichtigsten Fragen beantworten wir hier.

Was zeigt der Rechner?

Der Rechner addiert die CO₂-Emissionen einzelner Lebensmittel und zeigt an, wie viel CO₂ ein Gericht pro Portion verursacht. Rechts wird angezeigt, welche Zutaten in der Bilanz wie viel ausmachen. Der Rechner zeigt, wie klimafreundlich ein Gericht ist – in Bezug zu Nährstoffgehalt, Portion oder Kaloriengehalt des Essens. Je nachdem kann die Bewertung unterschiedlich ausfallen. Die Klimafreundlichkeit einer Mahlzeit lässt sich am besten mit Hilfe der Nährstoffe bewerten.

So sehen Sie, wie Sie Ihr Essen mit wenigen Veränderungen klimafreundlicher machen können. Oft reicht es, eine einzige Zutat zu ersetzen oder weniger davon zu benutzen, um die CO₂-Bilanz deutlich zu verbessern. Im Rechner können Sie Ihre Lieblingsgerichte eingeben – und gucken, welche Zutaten am meisten ins Gewicht fallen.

Vom Bauern über die Gabel bis in die Müllverbrennungsanlage: Wie setzt sich der CO₂-Wert eines Gerichts zusammen?

Die CO₂-Emissionen ergeben sich aus dem Weg des Nahrungsmittels vom Feld über die Fabrik und den Großhandel bis auf den Teller. Bei all diesen Schritten fallen Emissionen an – auch das Entsorgen der Reste und der Verpackung verursacht welche. Sie berücksichtigt der Rechner ebenfalls. Allerdings sind Emissionen für Verpackung, Transport aus dem Supermarkt nach Hause und Stromverbrauch beim Kochen nicht enthalten. Die Daten stammen von der „Eaternity AG“, einem Schweizer Unternehmen, das Gastronomen und Firmen dabei berät, ihren ökologischen Fußabdruck zu berechnen.

Wie wird das Durchschnittsgericht berechnet, auf dem die Bewertung basiert?

Die Firma Eaternity hat die Klimabilanz von 76.034 Gerichten ermittelt und daraus berechnet, dass man durchschnittlich 3994 Gramm CO₂ pro Tag verbraucht, um seinen Tagesbedarf an Nährstoffen zu decken. Die Gerichte im Rechner werden mit diesem Wert verglichen. Als gut fürs Klima bewerten wir Gerichte, die weniger CO₂ verursachen als ein vergleichbares Durchschnittsgericht, um einen ähnlichen Teil des Nährstoffbedarfs zu decken.

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Je nachdem, ob das Essen anhand der Nährstoffe oder der Kalorien verglichen wird, werden manche Gerichte trotz ähnlicher CO₂-Emissionen unterschiedlich bewertet. Ein Essen, das viele wichtige Nährstoffe liefert, wird also tendenziell als klimafreundlicher bewertet. Dasselbe gilt – natürlich umgekehrt – für die Kennzeichnung „schlecht”. Als sehr gut oder sehr schlecht wird ein Essen gekennzeichnet, wenn es weniger als die Hälfte oder mehr als das Doppelte an CO₂ verursacht, ebenfalls umgerechnet auf den Nährwert. Beim Klimavergleich nach Portionen und Kalorien zeigen wir lediglich die Differenz zum Durchschnittsgericht.

Was ist eigentlich ein CO₂-Äquivalent?

CO₂-Äquivalente sind eine Einheit, mit der sich noch besser einordnen lässt, ob ein Nahrungsmittel gut fürs Klima ist. Denn die Herstellung mancher Lebensmittel emittiert neben CO₂ auch Methan. Das ist ein weiteres Treibhausgas, das ebenfalls schädlich fürs Klima ist. Würde man aber nur die CO₂-Emissionen berechnen, wäre Methan nicht enthalten. Das würde die Bilanz schönen.

Der Rechner berücksichtigt das, indem er nicht allein die CO₂-Emissionen, sondern sogenannte „CO₂-Äquivalente“ anzeigt. Die Emissionen der Methangase werden dafür mithilfe einer wissenschaftlichen Methode in CO₂-Emissionen umgerechnet. Erst so lassen sich die Lebensmittel hinsichtlich ihrer Klimabilanz miteinander vergleichen.

Saisonalität, Verpackung, CO₂-Verbrauch beim Kochen: Was der Rechner nicht berücksichtigt

Die Werte, die der Rechner anzeigt, sollen Orientierung geben. Definitiv sind sie aber nicht. Denn es handelt sich um Durchschnittswerte – es kann zum Beispiel sein, dass die Bilanz eines Nahrungsmittels im Sommer viel besser ist als im Winter, weil es nicht importiert wird oder in der Sonne statt im beheizten Gewächshaus reift. Die Werte im Rechner zeigen die durchschnittlichen Bilanzen von Nahrungsmitteln an. Es wird also der Durchschnitt aus den in der brandenburgischen Sonne gereiften Tomaten und ihren Winter-Pendants aus beheizten Gewächshäusern berechnet. Im Einzelfall kann die Klimabilanz also deutlich besser oder schlechter sein als vom Rechner angezeigt.

Auch wenn ein Lebensmittel unverpackt gekauft wird statt in einer Plastikschale, verbessert sich die Bilanz. Aber nur ein bisschen, denn die meisten Emissionen entstehen ganz am Anfang: in der landwirtschaftlichen Produktion. Das Tool rechnet auch nicht mit ein, wie viel Gas oder Strom beim Kochen eines Gerichts verbraucht wird.

Der Klimarechner ist Teil einer Serie zu Essen und Klima. Hier können Sie das neueste Video sehen, in dem es um Berlins indische Küche und ihre Klimabilanz geht:

Und natürlich kommt es beim Klimaschutz nicht auf eine einzelne Mahlzeit an. Sondern auf die Menge und das Essverhalten über längere Zeiträume. Ein Rinderfilet (200 Gramm) mag mit 11.156 Gramm CO₂ extrem klimaschädlich sein. Aber vegetarisches Essverhalten kann, über einen längeren Zeitraum hinweg, ähnlich schlecht fürs Klima sein: Wer einmal im Monat ein Rinderfilet isst, sich aber abgesehen davon besonders klimafreundlich ernährt, verbraucht in etwa so viel CO₂ wie jemand, der einen Monat lang täglich Parmesan auf sein Essen gibt: 11.340 Gramm (378 Gramm pro 40-Gramm-Portion mal 30 Tage).

Auch deshalb macht es Sinn, mit dem Rechner zu experimentieren. So können Sie Ihr eigenes Essverhalten faktenbasiert beurteilen und herausfinden, welche Lebensmittel Ihre persönliche CO₂-Bilanz trüben. Schon Rind- oder auch Schweinefleisch durch Huhn zu ersetzen kann einen großen Unterschied machen. Ganz zu schweigen von Tofu.

Papaya & Pommes: Die neue Videoserie

Die Gastronomin Daeng Khamlao befindet sich in einem inneren Konflikt. Für die gebürtige Thailänderin ist asiatisches Essen ein Stück ihrer Identität. Dabei sind die Zutaten oft von weither importiert und somit nicht unbedingt klimafreundlich oder nachhaltig. Wie kann Daeng klimafreundlich kochen, ohne dabei auf die Gerichte aus ihrer Heimat zu verzichten?

In der neuen Videoserie, die der Tagesspiegel mit der Berliner Produktionsfirma Schuldenberg Films produziert hat, begibt sie sich auf die Suche nach einer Lösung für das Dilemma. Daeng, die das Restaurant „Panda Noodle“ in Kreuzberg betreibt, besucht in fünf Folgen verschiedene internationale Restaurants und Essensprofis in Berlin und lässt sich ihre Küchen zeigen. Dabei versucht sie herauszufinden: Wie klimaschädlich ist welche Art zu Kochen wirklich? Kann man weit gereiste Zutaten für thailändische, afrikanische oder indische Gerichte durch regionale Zutaten ersetzen? Oder ist das vielleicht gar nicht nötig? Sie findet dabei ungewöhnliche Gerichte – und vielleicht auch ein bisschen etwas von Berlins Küchen der Zukunft.

In der ersten Folge trifft Daeng die Ernährungsökonomin Ann-Cathrin Beermann und zeigt ihre eigene Küche. Sie ist unter tagesspiegel.de oder auf Youtube zu sehen.

Die Autorinnen und Autoren

Nina Breher
Text & Recherche
Manuel Kostrzynski
Artdirektion
Hendrik Lehmann
Projektleitung
David Meidinger
Entwicklung
Helena Wittlich
Recherche
Veröffentlicht am 12. Januar 2022.
Zuletzt aktualisiert am 31. Januar 2022.