Naturkatastrophen sind normalerweise förderlich für Amtsinhaber: Sie können punkten, wenn sie sich in zerstörten Landstrichen blicken lassen, Menschen trösten und finanzielle Hilfen in Aussicht stellen. Anders bei Armin Laschet: Der Kanzlerkandidat lachte und feixte im Katastrophengebiet in Nordrhein-Westfalen, wo er regiert, während Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) im Vordergrund eine Rede hielt. Die Bilder verbreiteten sich schnell über die sozialen Medien, #laschetlacht ist bis heute einer der am meisten genutzten Hashtags in Verbindung mit dem Kanzlerkandidaten.
Wie haben die Anwohner:innen der von der Flut betroffenen Gebiete gewählt? Hatte Laschets Lachen Auswirkungen, ist die CDU dort abgestürzt? Konnten die Grünen punkten, die den Klimawandel als Hauptthema ihres Wahlkampfes gesetzt haben?
Die Wahlkreise in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Bayern, die von der Flut betroffen waren, sind größtenteils tiefschwarz. Im Wahlkreis Bitburg im äußersten Westen Deutschlands etwa, in dem die betroffenen Landkreise Bernkastel-Wittlich, Eifelkreis Bitburg-Prüm und die Vulkaneifel liegen, holte die Union bei der letzten Bundestagswahl 44,5 Prozent der Zweitstimmen. Der Direktkandidat Patrick Schnieder von der CDU gewann sogar 51,2 Prozent der Stimmen – eine absolute Mehrheit.
Dieses Mal holte Schnieder nur noch 37,7 Prozent der Stimmen. Und auch bei den Zweistimmen stürzte dem vorläufigen amtlichen Endergebnis zufolge die CDU ab – auf 30,1 Prozent, 14,4 Prozentpunkte weniger als vier Jahre zuvor. Auch in den Wahlkreisen Trier und Ahrweiler musste die CDU deutlich Federn lassen, um 13,1 bzw. 12,6 Prozentpunkte.
In Ahrweiler hat die SPD die CDU als stärkste Kraft abgelöst. Die Grünen konnten in allen drei Wahlkreisen deutlich zulegen. Im Bundesdurchschnitt hat die Union 8,8 Prozentpunkte eingebüßt. Alle Wahlkreisergebnisse im Detail auf unserer Wahlkreiskarte
Ähnlich gut schnitt die CSU im bayrischen Wahlkreis Traunstein ab, zu dem das von der Flut betroffene Berchtesgadener Land gehört. 44,6 Prozent wählten die CSU, die SPD lag mit 11,9 Prozent der Zweitstimmen sogar noch hinter der AfD, die 12 Prozent holte. Den Direktkandidaten Peter Ramsauer von der CSU wählten 50,3 Prozent.
Dieses Jahr holte die CSU nur noch 31,5 Prozent der Stimmen, Ramsauer wählten 36,3 Prozent. In Hof, dem anderen von der Flut betroffenen Wahlkreis in Bayern, verlor die CSU ebenfalls.
Am spannendsten ist, wie Armin Laschets CDU in Nordrhein-Westfalen abgeschnitten hat, wo Laschet Ministerpräsident ist – und wo mit Abstand die meisten Gebiete von Starkregen und Flut betroffen waren. Auch hier hat die CDU stark verloren.
Insgesamt hat die CDU in den von der Flut betroffenen Gebieten in NRW 5,9 Prozentpunkte verloren. Die Grünen hingegen konnten in den betroffenen Gebieten von NRW stark zulegen – insbesondere in den Städten. In Teilen von Aachen und Köln etwa gab es über 16 Prozentpunkte Zuwachs. Armin Laschet hat in seinem eigenen Wahlkreis Aachen I gegen die Grünen verloren und das Direktmandat verpasst.
Während die Union in den betroffenen Gebieten von Rheinland-Pfalz und Bayern teilweise sehr stark abstürzte, hielten sich ihre Verluste in Nordrhein-Westfalen in Grenzen – vielleicht konnte Laschet von seinen Amtsbonus als Ministerpräsident profitieren.
Auffällig ist, dass in den betroffenen Gebieten von Nordrhein-Westfalen die Grünen besonders viel zulegen konnten: durchschnittlich 8,6, zwei mehr als der Bundesschnitt. Die Folgen des Extremwetters selbst miterlebt zu haben, könnte also einige Menschen mehr motiviert haben, die Grünen zu wählen.