Grenzen dicht. Das war die schnelle Reaktion von Ungarn auf den Ausbruch des Coronavirus. Und Ministerpräsident Viktor Orbán ging noch weiter: Mit der Bekämpfung der Pandemie legitimierte der Rechtspopulist auch die Ausdehnung seiner Macht. Schon 2014 hatte Orbán angekündigt, Ungarn zu einem „illiberalen Staat“ ausbauen zu wollen. Dank der Ende März erlassenen Notstandsgesetzgebung konnte seine Fidesz-Regierung unbegrenzt Dekrete erlassen, solange sie mit der Pandemie im Zusammenhang standen. Eine sehr dehnbare Begrenzung. Zwar wurde der Notstand Ende Juni vom Parlament einstimmig aufgehoben. Aber sollte es erneut zu einem „medizinischen Krisennotstand“ kommen, könnte der Umbau per Dekret wieder ganz einfach sein.
Tatsächlich sah es über einen langen Zeitraum so aus, als könne Viktor Orbán die Pandemie mit seiner autoritären, populistischen Strategie wirksamer bekämpfen als Deutschland.