„Wir sind im Krieg“, sagt der französische Präsident Emmanuel Macron am Montag, den 16. März, in seiner Fernsehansprache. Er sagt das sechs Mal und verhängt eine Ausgangssperre. Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündet am selben Tag, dass ein großer Teil der Geschäfte geschlossen werden, verhängt keine Ausgangssperre und sagt: „Das sind Maßnahmen, die es so in unserem Land noch nicht gegeben hat.“ Und selbst der britische Premierminister Boris Johnson, wenige Tage zuvor noch der Meinung, alles sei nicht so schlimm, bittet seine Landsleute an diesem Montag dann doch lieber, Pubs, Clubs, Restaurants, Kinos und Theater zu meiden. Kurze Zeit später schnellen die Fallzahlen in Großbritannien rasant in die Höhe. [Die Fallzahlen in den Landkreisen und als Kurven zum Vergleichen gibt es in diesem Artikel.]
Die Maßnahmen kommen spät. Zur gleichen Zeit gilt in Italien schon seit Tagen eine Ausgangssperre, kontrolliert von der Polizei. Die dortigen Ärzte berichten von dramatischer Überlastung der medizinischen Versorgung. Südkorea konnte durch massenhafte Tests die Ausbreitung extrem schnell eindämmen. Und in China nimmt die Zahl neuer Ansteckungen schon wieder ab.
Um zu verdeutlichen, wie unterschiedlich die weltweite Entwicklung der Infektionszahlen mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 ist, zeigen wir sie ab sofort auf der interaktiven Karte oben. Um das aktuelle Infektionsgeschehen abzubilden, zeigen wir die neuen Fälle in den jeweils vergangenen sieben Tagen - die Zahl, auf deren Basis die Inzidenzwerte berechnet werden. Eine Gesamtzahl der Infektionen finden Sie im Detail in unserem Echtzeit-Artikel zu den Infektionen weltweit.
[Gibt es eine zweite Welle? In Ländern wie Israel oder Kroatien sieht es so aus, genauso in Urlaubsregionen wie Griechenland oder Ungarn. Das und mehr gibt’s wöchentlich in unserer Länderkolumne für Abonnenten, zum Beispiel auch zu Corona in der Schweiz oder in Europas Zwergstaaten Liechtenstein & Co.]
Die Darstellung soll ermöglichen, ab jetzt kontinuierlich für alle nachvollziehbar zu machen, wo sich die Lage besonders verschärft. Und in welchen Ländern die Zahlen wieder abnehmen. Auch, damit wir auf diese Länder schauen können, um von ihnen zu lernen. Denn die Kriegsmetapher von Emmanuel Macron, die leider auch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier so fahrlässig benutzt wurde, könnte mehr Probleme verursachen, als Lösungen zu befördern. Das Coronavirus ist keine Waffe. Kein Land kann dabei gegen ein anderes gewinnen. Es können nur alle gemeinsam versuchen, die besten Lösungen zu finden. Gerade bei einem Virus, das sich naturgemäß für Grenzen genauso wenig interessiert wie Menschen für erzwungene Einsamkeit.
Während die Zahl der aktuell Infizierten pro Land ein grober Anhaltspunkt dafür sein kann, in welchen Staatsgebieten das Virus gerade besonders verbreitet, sagen diese absoluten Zahlen wenig darüber aus, wie stark es die Bevölkerung in einem Land trifft. 1000 Covid-19 Patienten in einem Land mit einer Bevölkerung von zwei Millionen sind für das dortige Gesundheitssystem eine weit größere Herausforderung als in einem Land mit über einer Milliarde Einwohnern, wie es in China der Fall ist. Die folgende Tabelle zeigt daher die Infizierten pro Kopf in betroffenen Ländern.
Ein weiterer Faktor ist die Geschwindigkeit, mit der sich das Virus in einem Land ausbreiten kann. Die wichtigste Kennzahl dafür ist die „Verdopplungszeit“, die Zeit, die vergeht, bis sich die Zahl der Infizierten verdoppelt. Diese Zeit ist beispielsweise in Südkorea schon stark angestiegen. In Deutschland ist sie hingegen sehr kurz. Das Virus breitet sich hier also gerade besonders ungebremst aus.
Anlässlich der extremen Geschwindigkeit der Corona-Pandemie ergibt es wenig Sinn, einen langen, perfekten Artikel zu schreiben und ihn erst zu veröffentlichen, wenn die perfekten Möglichkeiten der Berechnung, die schönstmöglichen Darstellungen und alle möglichen Zahlen gesammelt werden konnten. Dieser Artikel wird deshalb in den nächsten Tagen nicht nur kontinuierlich aktualisiert, sondern beständig weiterentwickelt und dabei um mehr Informationen und Grafiken ergänzt. Schauen Sie also gerne wieder hier vorbei! Und bleiben Sie gesund!
Beim Tagesspiegel ist eine ganze Redaktion Tag und Nacht im Einsatz, um ständig die neuesten Zahlen, Statements und Maßnahmen für Sie bereitzustellen. Dies sind die wichtigsten Artikel, die ständig aktualisiert werden:
In welchen Ländern sich das Virus wieder besonders ausbreitet und warum das so ist zeigen wir anhand von zehn besonderen Ländern.
Alle aktuellen Nachrichten und Reaktionen zum Coronavirus SARS-CoV-2 in Deutschland und weltweit gibt es immer aktuell im Tagesspiegel News-Blog zum Coronavirus
Die aktuellsten News zum Coronavirus SARS-CoV-2 in Berlin werden kontinuierlich in unserem Newsblog für Berlin gemeldet.
Wie sich das neue Coronavirus am Anfang ausgebreitet hat und welche Faktoren die Verbreitung begünstigt haben, können Sie auf diesen Karten erkunden.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Virus haben die Kolleginnen und Kollegen in einer Faktensammlung kompakt zusammengestellt.
Welche Maßnahmen vor einer Infektion schützen können haben wir für Sie hier zusammengefasst.
Alle aktuellen weltweiten Zahlen zu Infizierten, Gestorbenen und Genesenen sowie zahlreiche weitere Live-Grafiken finden Sie in unserem Echtzeit-Artikel zu SARS-CoV-2.
Hier machen wir transparent, woher die Informationen und manche der Ideen aus diesem Artikel stammen. Sollten Sie Fehler finden oder bessere Echtzeit-Datenquellen kennen, schreiben Sie uns gerne eine Mail an digital@tagesspiegel.de.
Globale Daten zu den Infektionsfällen werden vom Center for Systems Science and Engineering der Johns Hopkins University in Baltimore aus einer Vielzahl von Quellen zusammengetragen, und auf einem eigenen Dashboard visualisiert. Wir beziehen die Daten in regelmäßigen Abständen automatisiert von dem Github-Projekt, wo die Universität die Daten zum Download anbietet. Sie werden in unregelmäßigen Abständen aktualisiert. Dabei kann es zu Verzögerungen kommen, bis verschiedene Länder ihre Fälle bestätigt und anschließend weitergemeldet haben.
Wie zuverlässig die Zahl der gemeldeten Fälle sind, hängt von vielen Faktoren ab. Beispielsweise davon, wie schnell die Betroffenen zum Arzt gehen, ob das Virus erkannt wird und wie es von den offiziellen Stellen gemeldet wird. Bei allen Quellen handelt es sich um Aggregatoren, also Sammelstellen für die Meldungen aus unterschiedlichen Gebieten. Auch dadurch kommt es zu Zeitverzögerungen und Unterschiede zwischen verschiedenen Meldungen. Es ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl der Infizierten unbekannt ist, da nach aktuellem Erkenntnisstand Menschen auch nur sehr milde Symptome aufweisen können, obwohl sie mit dem Virus infiziert sind. Alle Datenquellen sind daher als Näherungswerte anzusehen.
Auf der Karte stellen wir für jedes Land die Zahl der zum jeweiligen Tag aktuellen Infizierten dar. Geheilte und Verstorbene sind in den Zahlen also nicht enthalten. So lässt sich besser erkennen wo die Infektionen wieder rückläufig sind. Für die Karte verwenden wir die Armadillo-Projektion, die die Erde verzerrungsfreier zeigt als die gängige Mercator-Projektion.